Ein bisschen Death-Metal-Allstars ist diese Geschichte schon, allerdings ohne dass die Protagonisten es an die große Glocke hängen würden: Die ehemaligen NILE-Mitglieder Spires und Ehlers haben TEMPLE OF THIEVES 2010 aus der Taufe gehoben und vor diesem Album eine EP in eigener Regie veröffentlicht. Die Musik? Nichts, was man erwartet hätte.
Ähnlich wie SOEN um den ehemaligen OPETH-Drummer Martin ergehen sich die Protagonisten in nachgerade penetranter TOOL-Huldigung, was bei Sänger Michaels Stimme beginnt und in den verschlungenen Rhythmen der Songs sowie dem praktisch identischen Basssound endet. Was die Band als Befreiungsschlag bezeichnet, ist einfach nur Nachäffen auf zugegebenermaßen hohem Niveau. Die vorhersehbaren Laut-Leise-Spiele ("Soul Inside", "Mr. Hixxx") erinnern an DEFTONES, und Elektro-Spielchen wie in "Bullet In The Chamber" kommen in diesem Klangbild schätzungsweise zehn Jahre zu spät.
In "Reaping" werden selbst die auf der zweiten Scheibe von A PERFECT CIRCLE kultivierten Gesangseffekte (nebst unsäglichem Detuner) bemüht, und an dieses Projekt gemahnen vor allem die luftigen Tracks des Albums, etwa "Parasite" und das als Single aufgezogene "Species" ... Man stelle sich die unbedarften Radio-Hörer vor, die mit diesem Song konfrontiert werden: "Hat der Keenan wieder was Neues gemacht?"
Das alles wäre nur halb so schlimm, kämen die Stücke auf den Punkt, was aber häufig nicht der Fall ist; vielmehr machen sich Langatmigkeit ("The Discovery of Something Greater Than Kelsie Grammar") und gleichförmige Strukturen breit, und allzu oft klingen TEMPLE OF THIEVES (was für ein passender Name!) aufgesetzt emotional, gerade im Formatsong "Umbilical" und während des gewollt epischen "End Of Misery". Dies alles mit den Gesten anderer Künstler zu tun wirkt so unaufrichtig, dass "Passing Through The Zer0s" einfach nicht funktionieren kann.
FAZIT: Wo ähnlich gepolte Kollegen ihre Einflüsse halbwegs originell zu verarbeiten Suchen, kopieren TEMPLE OF THIEVES dreist das Schaffen einer der wichtigsten Rockbands, die aus dem Neunziger-Alternative hervorgegangen ist, stinken nie und nimmer dagegen an und handeln sich dementsprechend eine rote Karte ein.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2013
Chief Spires
Michael Rock
John Ehlers
Flo Mounier
Goomba Music
59:23
07.05.2013