Der Titel sagt alles: TESSERACT befassen sich auf diesem dreiteiligen Longplayer mit Veränderungen, wohingegen rein musikalisch das meiste beim Alten bleibt, derweil die Briten den Hörer auf Geduldsproben stellen.
An "Altered State" fallen die stets ähnlichen Songstrukturen unangenehm auf, denn die Musiker beginnen in der Regel entspannt und gewollt emotional, bevor es auf der Zielgerade mehr oder weniger härter zur Sache geht. "Proxy" und "Palingenesis" (fast widerlich süßlicher Gesang) mutieren vom Pop in die erwartbare Djent-Schräglage. Generell verlagern TESSERACT die Experimente auf Zwischenspiele ("Calabi-Yau"mit Saxofon) oder den obligatorischen Longtrack "Singularity", ein dringliches Highlight mit Slapbass, aber ebenfalls ohne zwingende Hookline - was im Grunde genommen für alle Stücke auf "Altered State" gilt.
Das atmosphärische Geschwurbel der Synthesizer-artigen Gitarreneffekte passt nicht richtig zu den aggressiven Parts: Im nahezu einheitlich ruhigen "Retrospect" geschieht abgesehen vom belebend hymnischen Ende wenig, und programmatische Songs des nicht mehr so innovativen Genres wie "Nocturne" oder "Embers" stehen an der Tagesordnung, gerade auch im langatmigen Stop-and-Go von "Exile". Das zackige "Eclipse" wiederum wird durch den immerzu müde anmutenden Gesang ausgebremst.
FAZIT: Das Konzept hinter Tesseracts neuem Album soll entschuldigen, was man von der vermeintlich modernsten aller Prog-Deutungsarten nie vermutet hätte - die Musik plätschert vor sich hin, wohingegen bei anderen großen Genre-Namen (PERIPHERY) sowohl packende Hooks als auch instrumentale Kapriolen im Sekundentakt um die Ohren gehauen werden.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.05.2013
Amos Williams
Ashe O'Hara
Alce Kahney, James Monteith
Jamie Postones
Century Media / EMI
50:47
24.05.2013