Sie sehen nicht wie die neuen Helden des epischen Metal aus, bringen aber alle Voraussetzungen dazu mit, ihren ersten Longplayer als Ausrufezeichen unters Volk zu bringen: Texte über Hexen und anderen Popanz aus dem finsteren Zeitalter, gerne auch Fantasy von Robert E. Howard, die Musik dazu ein gemisch aus Doom, akustischen Parts und progressiven Anwandlungen, nicht zu vergessen dem Besten von Großbritanniens Frühachtziger-Vorreitern.
THE ALBION CODEX verlegen "Summon The Ancients" im Grunde genommen selbst, auch wenn der Name Horns Ablaze draufsteht. Dahinter steckt die ewige SKYCLAD-Stimme Martin Walkyier, doch die Band muss sich nicht mit ihm als Förderer brüsten, da ihr Debüt für sich allein stehen kann, klanglich wie spielerisch und kompositorisch. Die Tracks sind allesamt recht lang und entsprechen nicht allzu eingängigen Schemata, mit welchen andere ihre Klientel plump für sich begeistern möchten. "Witch In The Mist" beispielsweise erschwert den Zugang am Anfang sogar als weitgehend instrumentaler, sperriger Bolide ohne rechtes Hook, aber mit mehreren bemerkenswerten Melodien und einem NWoBHM-würdigen Finale ... nach immerhin zehn Minuten.
Paul Wale klingt oftmals erfrischend nach BLITZKRIEGs Brian Ross, als dieser noch jung war, womit natürlich auch SATAN-Assoziationen aufkommen. Allerdings schleppen THE ALBION CODEX dafür ein wenig zu häufig, wenn auch nicht im galoppierenden Titelstück, das die Scharte der Nicht-Eingängigkeit an zweiter Stelle ausbügelt. Ganz selten verhilft sich die Band schummriger Synthesizer-Sounds und tödlicher Growls, aber mit Death Metal hat sie ideel wie klanglich nichts am Hut. Die herausragende Rhythmusarbeit von Whitaker und Hey darf man gerade für diese Stilistik, wo es oft roh und hemdsärmelig zugeht, lobend erwähnen. Im Abschlussstück vollzieht man gar den Brückenschlag zwischen Akustik-Prog und rüdem Black-Metal-Geschrote, ohne dass es wie ein Fremdkörper wirken würde.
Mit "Man Or Antlered Man" kommen die Musiker SOLSTICE relativ nahe, was die Stimmung betrifft, denn ein heroisches Moment - eigentlich nicht das Ding der Combo - ist dem Stück nicht abzusprechen. Besonders deutlich wird die originell andere Ausrichtung mit der Ballade "Swordwielder", die in ihrer Leutseligkeit überhaupt nicht aus der Klischeekiste gegriffen worden sein kann und THE ALBION CODEX' Bandbreite noch einmal erweitert. Am Ende stellt sich gar heraus, dass die ruhigen Parts "Summon The Ancients" überwiegen, sodass hartgesottene Headbanger eventuell zu kurz kommen könnten - gut so, muss man fast sagen, denn die haben momentan genug Alternativen, und dieser Newcomer darf sich ein Krönchen für seine ausgesprochene Eigenständigkeit aufsetzen.
FAZIT: THE ALBION CODEX sind noch ein verhältnismäßiger Geheimtipp für Verfechter des Reinheitsgebotes mit einem Hang zu Gourmet-Pils statt der Plastik-Plörre vom Discounter. "Summon The Ancients" fällt als Album trotz seiner Länge kompakt und durchweg spannend aus, das Songwriting wird in Zukunft mit Sicherheit nachziehen, denn bislang besitzt der Epic Metal anderer Bands mehr Identifikationspotenzial, aber vielleicht ist es auch gut so, wie es ist: mehr Zuhören, weniger Dazugehören-wollen, ohne zu können ...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.07.2013
Lee Whitaker
Paul Wale, Lee Whitaker, Tom 'Dexta' Hey
Paul Wale, Mick Jones
Mick Jones
Tom 'Dexta' Hey
Horns Ablaze
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14.06.2013