Zum Kampfpreis und ohne viel Firlefanz veröffentlichen Freia die angesichts der jungen Bandgeschichte früh anmutende erste DVD ihrer fabelhaften Landsleute THE AURORA PROJECT. Die Live-Nachlese ergibt jedoch insofern Sinn, als die Gruppe ihr aufwühlendes Konzeptalbum "Selling The Aggression" in seiner Gesamtheit aufführt. Der Rest des Sets bietet dann einen kompakten Blick über das Debüt der niederländischen Heißsporne.
In Anbetracht des Bildes handelt es sich um ein semi-professionelle Produktion mit wenigen Kameras, die widerum für einen angenehm ruhigen Schnitt sorgen, der die jeweils auftrumpfenden Instrumentalisten und THE AURORA PROJECTs zwanglos agierenden Frontmann Dennis Binnekade jeweils dann ins Schlaglicht rückt, wenn es angemessen ist. im Hintergrund laufen passend zum Sachgegenstand des dargebotenen Materials Medienschnipsel auf einer Leinwand, die den Berichterstattungs-Overkill und die allseitige Panikmache im Rahmen desselben ausdrücken. Der Sänger erweist sich im Laufe der Performance als rechter Schauspieler, etwa wenn er die Rolle des US-Präsidenten an einem eigens aufgebauten Pult annimmt oder im packenden "The Sense Of Reality" zur Besonnenheit mahnt. Die Hintermannschaft verblasst dagegen ein wenig, erreicht im Zusammenspiel jedoch mitunter beachtliche Härtegrade, die den klasse Eindruck des Albums bestätigen.
Mitunter werden die bewegten Bilder auch direkt für den Zuschauer zu Hause auf den Bildschirm geworfen und fließend ins Konzert zurück übergeblendet, wobei die Musiker am Ende doch noch (metallisch kopfschüttelnd) aus sich herausgehen. Ihre allseitige Konzentration hat davon abgesehen aber nichts von Steifheit, ohnehin nicht bei den anschließenden Debüt-Tracks, allen voran dem saftigen "Photonic Reunion" und dem finalen Longtracks "Shadow Border", einem ersten Höhepunkt des hoffentlich noch lange andauernden Schaffens der Combo, die man hiermit auf sympathische Weise für sich entdecken kann, so man es - sträflicherweise als Prog-Fan - nicht bereits getan hat.
FAZIT: "Selling It Live" ist eine zweckmäßige, aber nicht plumpe Konzert-Aufbereitung und zeigte eine aufstrebende Band zwischen Prog Rock und Metal unverkrampft mit ambitionierter Musik auf der Bühne. Ablenkende Gimmicks gibt es nicht, hier zählt allein die tolle, teils die Haare aufrichtende Musik, die insbesondere - es sei noch einmal gesagt - Freunde der ersten Sachen von RIVERSIDE ansprechen dürfte, wobei THE AURORA PROJECT den etwas orientierungslosen Polen längst den Rang abgelaufen hat.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2013
Rob Krijgsman
Dennis Binnekade, Remco van den Berg
Remco van den Berg, Marc Vooys
Mox ‘Marcel’ Guyt
Joris Bol
Freia Music
75:03
23.09.2013