"Der Herr ist mein Hirte ...", zitieren THE BLACK DAHLIA MURDER im Intro zum Opener, doch die Band hat gut daran getan, sich inhaltlich nach "Ritual" wieder von der okkulten Schiene zu lösen, auch wenn ihr spukhaftes Textkonzept nach wie vor albern ist, aber so muss man die grellen Amis eben nehmen. Musikalisch bleibt auf "Everblack" indes alles beim Alten, und das ist gut so.
Die Detroiter zitieren immer noch ganze Abschnitte der Historie des (Death) Metal: Gitarrenhelden-Soli, die Walze von BOLT THROWER, pfeilschnelle Riffs aus der skandinavischen Tiefkühltruhe ("Raped in Hatred by Vines of Thorn", "Control") sowie eine Rhythmik zwischen Thrash und Blastbeat ("Goat of Departure", ABIGAIL WILLIAMS' ehemaliger und blutjunger Drummer Cassidy ist ein Tier). Das Gute daran? Das Songwriting bleibt immerzu im grünen Bereich, beziehungsweise man ist gar zu sagen geneigt, THE BLACK DAHLIA MURDER hätten nie kompaktere Stücke geschrieben. Technische Nabelschau und kompositorische Zielgerichtetheit halten sich perfekt die Waage.
"Blood Mine", ein Ausbund an Hooks sowohl im gesanglichen als auch spielerischen Bereich (Leads, Leads, Leads!) legt Zeugnis davon ab, und ansonsten fällt den Musikern ebenfalls eine Menge ein, wie man es nicht unbedingt gewohnt ist vom Gros der extremen Moderne: Mit "Phantom Limb Masturbation" (stilistisch ein bisschen MORBID ANGEL) haben sie einen Titel im Programm, den sich CANNIBAL CORPSE gerne ausgedacht hätten, griffige Melodiefragmente und Keyboard-Bombast (!) im Stakkato-Sperrfeuer "Into The Everblack" sowie dem Rauswerfer verblüffen geradezu, und das immer wieder sehr nuancierte Beckenspiel (klingt zumindest beim Rezensionsexemplar leider nach Plitsch-Platsch) muss noch einmal gesondert herausgestellt werden, da es den Wiedererkennungswert der Songs ebenfalls erhöht.
Das Massaker "Their Beloved Absentee" ist ein spätes Highlight auf einem Album, an dem die Basis vermutlich nicht herumkommen wird, gleichzeitig da die Macher in Anbetracht ihres kreativen und handwerklich erstklassigen Umgangs mit dem Sujet Death Metal auch endlich von der Muckerpolizei wahrgenommen werden sollten. "Everblack" ist eine intelligente, dennoch wilde und vor allem langfristig interessante Scheibe geworden.
FAZIT: THE BLACK DAHLIA MURDER haben sich mittlerweile in die obere Riege des Death Metal (im weitesten Sinn) gespielt und glänzen dabei gleichermaßen mit Originalität, wie sie sich der Tagesordnung und des Herunterspulens im Sinne eines Jobs verwehren. Man wird "The Everblack" auch in mehreren Monaten noch gerne aus dem Schrank ziehen, um sich die Fresse vermöbeln zu lassen, und das ist angesichts der Flut an Alben aus dem extremen Metal-Bereich ein großes Lob, gerechtfertigt durch schlicht packende Songs in ansprechender Inszenierung.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.06.2013
Max Lavelle
Trevor Strnad
Brian Eschbach, Ryan Knight
Alan Cassidy
Metal Blade
44:33
07.06.2013