Schwarze Murmeln? Von abfaulenden Klöten kann bei diesen jungen Schweden (was sonst?) keine Rede sein. Brav auf die Refrains ausgerichtet ziehen THE BLACK MARBLES ihre Riffs stoisch durch und glänzen insbesondere auch spielerisch (Rhythmusgruppe wie Melodiegeber), ohne auf eingängige Songs zu verzichten. "Made In Concrete" klingt tatsächlich wie in Stein gemeißelt, da kein Ton zu viel oder zu wenig vorhanden ist.
Wiederhören macht Freude: Der Boogie "Looks" klingt nach den ersten beiden QUEEN-Scheiben, das flotte "Lovin' Kind" nach den FACES. Der Funk von "The Dog" schielt zu den jungen AEROSMITH, und das an frühe KISS erinnernde "Night And Day" beziehungsweise die abschließende FREE-Coverversion von "The Stealer" stellen die Klammern dar, innerhalb derer die Inspiration der Gruppe angesiedelt ist. So offensichtlich sich dies liest, so vielfältig klingt die Musik. "Good Lovin'" ist klassisches Slow-Ballad-Metier und bekundet trotzdem aufrichtige Gefühle. Man gewinnt niemals den Eindruck, THE BLACK MARBLES bedienten sich plump irgendwelcher Muster und strickten daraus Secondhand-Klamotten, um sie als neu zu verkaufen oder sich im Glast alter Helden zu sonnen.
Paul-Gilbert-Gitarrenschüler Philip Karlsson beweist vor allem in "All Out Of Money" sein Können. Blues mit Southern-Dünkel bringen "Chinese Jambalaya" sowie das aufbegehrende "Poor Boys Blues" auf den Tisch, und auch "Loveshine" klingt, als seien THIN LIZZY mit Slidebar bewaffnete Amerikaner. Die psychedelische Ballade "Don't Fade Away" ist nicht zuletzt wegen ihres unvorhersehbaren Endes das knappe Highlight unter vielen auf diesem unverhofften Bringer von einem Album.
FAZIT: THE BLACK MARBLES pfeifen auf betont "authentisches" Retro-Feeling und klingen just deshalb glaubhaft. Ihre Songs sind wandlungsreiche Zitatschätze und schlichtweg perfekte Retrospektiven auf die Wiege der Rockmusik in vielen ihrer Facetten. Statt einer für Einfallslosigkeit entschuldenden Müllproduktion mitsamt der dazugehörenden Vintage-Optik der Musiker, wie man es anderswo vorgesetzt bekommt, tönt hier alles edel und sieht auch so aus - mit vollem Recht!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.03.2013
Krister Selander
Kaj Paxéus
Philip Karlsson
Tobbe Bövik
RKC / New Music
50:49
01.03.2013