Der Markt für amerikanische Roots-Musik scheint auch in Europa nicht übersättigt zu sein, denn Dixie Frog sind sich nicht zu schade, einen weiteren leidlich originellen Mitbewerber ins Rennen zu schicken, doch was diesem an Eigenständigkeit fehlt, macht er durch Spielfreude und mit einem ausdrucksstarken Sänger wett.
Finanziell gestemmt wurde dieses Debüt wie von immer mehr Bands in letzter Zeit über Fördermittel freigiebiger Fans, und auch auf der Gratis-Plattform Noisetrade sind THE DELTA SAINTS aus Nashville (man hört ihnen die Herkunft an) umtriebig. Nach zwei EPS und einer Live-DVD begehen sie, wie sie selbst behaupten, erstmals eine längere emotionale Reise. Greg Hommert und Ben Ringel führen den Tross an, ersterer mit saftigem Mundharmonika-Spiel, während der Sänger dank seiner kraftvollen Stimme zum Aushängeschild wird.
Die jungen Männer klingen positiv alt, vor allem während der Singer-Songwirter- und Blues-Momente („Chicago“ mit zusätzlichen Bläsern, das rein akustische Doppel aus „Out To Sea“ und „Jezebel“), wohingegen etwa das forsche Titelstück die Sprache der Jugend spricht: Wechselhaft, Solo-freudig und ungebrochen herzlich gerade im Vortrag des nicht krampfartig auf Southern-Kischees reitenden Textes. Auch der „Boogie“ lehrt den Hörer das Tanzen und rockt tatsächlich, was THE DELTA SAINTS mit „Sing To Me“ fortführen. In seiner Breitbeinigkeit scheint es sogar für Arena-Bühnen geschaffen zu sein, weshalb nicht verwundert, dass manches auf „Death Letter Jubilee“ auch von Hardrockern mit marginaler Blues-Erdung vorstellbar wäre.
Am Ende beherrscht die Combo auch den Funk („Drink It Slow“) und klingt wirklich wie LED ZEPPELIN auf Amerikanische („Devil's Creek“). „Jericho“ indes könnte von einer der jüngeren, wieder traditionellen Scheiben von Joe Bonamassa kommen. Wie gesagt: nicht für fünf Cent eigenständig, aber markant und fiebrig vorgetragen.
FAZIT: In Anbetracht der Jugend von THE DELTA SAINTS möchte man sich kaum ausdenken, wie feierlich und variantenreich die Gruppe Bluesrock, Swamp- und Cajun-Musik in Zukunft darbieten wird. „Death Letter Jubilee“ ist eine professionelle Stilübung, kompositorisch wie produktionstechnisch stark und hörbar ehrlich gemeint. Zielgruppe: Bitte live oder beim Rockpalast testen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2013
Daivd Supica
Ben Ringel
Ben Ringel, Dylan Fitch
Ben Azzi
Greg Hommert (Mundharmonika)
Dixie Frog
45:44
15.02.2013