Ulrika Bodén (auch in der Band RANARIM vertreten) vertont auf ihrem aktuellen Album traditionelles Textgut aus Skandinavien und schwankt stilistisch zwischen urtypisch schwedischer Volksmusik sowie Pop, der sich vor allem in den fülligen Arrangements und freudigen Melodien niederschlägt. Karge Landschaft voller Schnee sehen anders aus, aber authentisch - wie sollte es anders sein bei einer altgedienten Protagonistin? - klingt die Scheibe trotzdem.
Und sie hat auch die richtigen Songs parat, um langfristig an sich zu binden. Der Trompete fällt melodisch eine fast genauso tragende Rolle zu wie Bodén Stimme, sei es im tänzerischen "Finns Inge Bätter" oder während des dahingetupften "Himlen Är Full Av Fioler" beziehungsweise im ausgesprochen eingängigen "Ack Hören Mina Vänner". Die beiden Schlagwerker lassen das Material umso raumgreifender anmuten und erwecken den Eindruck, hier stehe ein halbes Orchester im Studio, was auch von der wunderbar dynamischen Produktion begünstigt wird.
Bei alledem beschreibt Bodén einen weiten Spannungsbogen zwischen quirligen Kompositionen wie "Bröllopskväde Från Gotland" und Balladen, die gedrängt in Form von "Tusen Löften" und "Kärleksvisa Från Ed" auftreten, später dann erneut mit "Den Första Gång i Världen" sowie "När Som Gräset Det Vajar". Spannend bleibt das Ganze dank kleiner Merkwürdigkeiten wie perkussivem Silbengesang, der torkelnden Anmutung von "Träder Ringar" oder dem glockigen "Det Var En Lördagsafton". Gekrönt wird dieses anheimelnde Album von informativen und persönlich wirkenden Liner-Notes und einem Glanzlicht zum Schluss, dem Quasi-Schlaflied "Stjärneyga"
FAZIT: Es müssen im skandinavischen Folk nicht immer abgedroschene Wiederaufbereitungen altgedienter Weisen sein, wie Ulrika Bodén mit Band beweist. "Kärlekssånger" bietet ein abriebfestes und klischeefreies Dutzend zeitloser Stücke, die ergreifend inszeniert wurden und viel mehr Stimmungen deklinieren, als es Allgemeinplätze im örtlichen Ikea gibt. Legt eure blau-gelben Voreingenommenheiten ab und lauscht hier.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.12.2013
Ulrika Bodén
Mattias Perez
Petter Berndalen, Valter Kinbom
Gustav Hylén (Trompete), Daniel Fredriksson (Laute), Mia Marin, Emma Ahlberg (Geige), Ulrika Bodén (Harfe)
Westpark
43:26
25.10.2013