R'n'B-Einflüsse und einige Gesten des Southern Rock werden auf dem neuen Album dieser Band aus Austin zu einem spirituellen ("to live is to die is to be reborn - glory!") und spielstarken Ganzen verwoben. UNCLE LUCIUS sind Gospel ohne Predigt für alle, die an etwas Höheres glauben und dabei rocken möchten.
Letzteres findet auf "And You Are Me" vor allem hinsichtlich der fiebrigen Gitarrenarbeit Ausdruck, ersteres ergibt sich aus Kevin Galloways warmer Stimme sowie ausgiebigem Orgel- beziehungsweise Bläser-Einsatz (höre die Single "Pocket Full of Misery"). Unbeschwertheit ist UNCLE LUCIUS dennoch nicht fremd, wie "Keep the Wolves Away" beweist, und "Rosalia", "New Drug" sowie "Willing Wasted Time" (Slide-Freuden) könnten aus dem Fundus der Gebrüder Allman stammen.
Bei den letzten drei Songs (mit souligem Frauengesang) handelt es sich seltsamerweise um Auszüge vom zweiten Album "Pick Your Head Up", aber es ist nicht so, dass die Bill-Hicks-Fans ansonsten zu wenige Klangfarben auftragen: "All We've Got Is Now" versetzt in eine städtische Bar, "Just Keep Walking" auf eine Beerdigungsfeier in New Orleans, und "There Is No End" entführt sogar in die Niederungen von zähflüssigem Classic Rock.
Nicht zuletzt wegen der hörenswerten Texte gehört "And You Are Me" zu den stärksten Veröffentlichungen von Blue Rose in jüngster Zeit, denn die allgegenwärtige Abgeschmacktheit von Roots- oder Americana-Rock beziehungsweise wie man es auch immer nennen mag geht UNCLE LUCIUS völlig ab.
FAZIT: Hörer von GOV'T MULE oder PHISH, die es auch einmal ohne allzu viele Jam-Anwandlung mögen, finden in UNCLE LUCIUS eine neue Lieblingsband. "And You Are Me" begeht eine erfolgreiche Gratwanderung zwischen Südstaaten-Rock und lokal ungebundenen Idiomen von Gitarrenmusik - eine wirkliches Heilmittel gegen rot verbrannte Nacken.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2013
Hal Vorpahl
Jon Grossman, Kevin Galloway, Mike Carpenter
Kevin Galloway, Mike Carpenter
Jon Grossman
Josh Greco
Blue Rose / Soulfood
63:27
22.03.2013