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Undertow: In Deepest Silence

Stil: Heavy Metal

Cover: Undertow: In Deepest Silence

Bei der Bewertung von Musik ist es so wie bei der Musik an sich: Es ist unheimlich schwer, ja geradezu unmöglich, noch etwas zu schreiben, was es noch nicht gegeben hat. Auch „In Deepest Silence“, das siebte Album der süddeutschen UNDERTOW, muss an dieser Stelle mit einer schon häufig geschriebenen Plattitüde leben: Die Band hat ihren ureigenen Stil zwischen dreckigem Doom, kraftvollem Metal und modernen Tönen beibehalten, dabei aber neue Türchen geöffnet und so ihren Sound noch weiter gefasst.

Wer UNDERTOW also in ihren bisher sechs Alben seit 1997 begleitete, der wird erst einmal beruhigt feststellen können: Ja, das ist immer noch meine Band. Eine Band, die unglaublich intensive Songs schreibt, die sich zwischen an den Eiern packenden, schleppenden Doom-Monstern und grobschlächtigen, fies in die Fresse tretenden Wutklumpen bewegen. Die auf „In Deepest Silence“ erstmals auch mit Blastbeats ganz neue Dimensionen des Knüppelns betritt. Die vor Selbstbewusstsein strotzt und mit „Inside One“ eine waschechte Ballade in der Mitte des Albums platziert. Die ohnehin eine beängstigend große Anzahl von Gänsehautmelodien verarbeitet, für die manch andere Band des Genres mehrere Alben bräuchte.

Sänger Joachim Baschin hat nochmals eine Schippe zulegt, fräst sich mit Bay-Area-Timbre in den dazu gehörigen Thrash-lastigen Hits wie dem Opener „Canvas Ghosts“ in die Gehörgänge, kotzt sich im extrem räudigen „Everember“ gemeinsam mit THE-VERY-END-Shouter Björn Gooßes die Seele aus dem Leib, schmeichelt aber in den melancholischen Momenten den Gehörgängen der Fans – selten hat man einen Vertreter des extremen Metals so variantenreich und jederzeit passend singen gehört.

FAZIT: Wo wir schon gerade einmal bei „Abwechslung“ sind: Genau diese Vokabel beschreibt „In Deepest Silence“ perfekt. Zwischen Melancholie und monströser Urgewalt finden UNDERTOW jederzeit den richtigen Ton, zwischen METALLICA zu Zeiten des selbst betitelten Albums, CROWBAR und PRO-PAIN (nicht nur wegen des Gastauftritts von Sänger Gary Meskil in „These Boots Are Made For Stalking“ (geiler Titel!) feuern sie zehn Geschosse ab, von denen jeder sein Ziel findet – mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, mit unterschiedlichem Einschlagwinkel, aber alle mit unvergleichlicher Intensität.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.12.2013

Tracklist

  1. Barefaced (Intro)
  2. Canvas Ghosts
  3. BoxShapedHeart
  4. These Boots Are Made For Stalking
  5. In Deepest Silence
  6. Inside One
  7. Slatesoul
  8. Everember
  9. The Strain
  10. Now And Forever

Besetzung

  • Bass

    Thomas Jentsch

  • Gesang

    Joachim Baschin

  • Gitarre

    Joachim Baschin, Markus Brand

  • Schlagzeug

    Oliver Rieger

Sonstiges

  • Label

    Supreme Chaos Records

  • Spieldauer

    47:14

  • Erscheinungsdatum

    06.12.2013

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