Das Titelbild des eigentlich verlässlichen Ed Unitsky lässt Schlimmes erahnen. Es ist alles dabei, was wir an verschwurbeltem Prog-Rock fürchten. Gerahmt von einer futuristischen Fantasy-Landschaft finden sich ein: Die Agonie der Mater Dolorosa, ein altersmilder Weiser, Flipper, ein Konglomerat aus Raumschiff und Uhrwerk, ein Ritter im Raumanzug. Nur das Einhorn ist diesmal ein Keinhorn und alles zusammen der Traum eines schattenhaften Jungen im Rollstuhl.
Ganz so verquast ist die Musik, die UNIFIED PAST auf ihrem sechsten Album zum fünfzwanzigsten Jubiläum spielen, glücklicherweise nicht. Lange Instrumentalteile, die sich teils geschickt, teils plakativ zwischen hymnischem Retro Prog, vertrackter Fusion und hartem Rock tummeln, können über weite Strecken gefallen. Wenn man auf Keyboardfanfaren, längere Exkursionen auf der Gitarre, fetten Bass und leider etwas pappig klingendes, aber rühriges Schlagzeugspiel steht. Besonders gelungen sind kleine, spielerische Rock’n’Roll-Einlagen („Hot“) und heftiges Flirten mit dem keyboardgeschwängerten Progressive Rock der frühen (70er)-Jahre („Big“, „The Final“). Ein wenig DREAM THEATER-Light wird ebenfalls geboten und klingt gar nicht übel (das feiste und furiose „Tough“, das nach fünf Minuten ein schwer gefühliges Intermezzo einlegt. Highlight des Albums.). Hat was von gut abgehangener B-Ware, die trotz kleinerer Makel (oder gerade deswegen) ihre Meriten besitzt.
Leider werden nicht nur Instrumente recht kompetent gespielt, sondern auch der (einseitigen) Sangeslust gefrönt. Stephen Speelman klingt, hauptsächlich undank diverser elektronischer Verfremdungseffekte, wie der durchgeknallte Lead-Vocalist einer Boy-Band, der erst langsam wieder von einem Helium-Trip runterkommt. Irgendwo stand zu lesen, der Mann sei ausgebildeter Sänger, falls das stimmt, hält er sich hinter den Elektrik-Tricks gut versteckt.
FAZIT: Wie bei “Spots” zu erwarten, gibt es Licht und Schatten. Auf rasante wie hübsch gefühlvolle Instrumentalteile, die allesamt keinen Innovationspreis gewinnen (aber wer erwartet das in diesem Rahmen schon), folgt unweigerlich ein Gesangspart (glücklicherweise von der Spieldauer in Unterzahl), der eher zum Weglaufen als Hinhören animiert.
So wird „Spots“ eine jener CDs bleiben, die ihre Momente haben, aber nach Beendigung der Rezension nur selten ihren Weg in den Player finden werden. Da muss mein Karma schon eine ganz in sich ruhende Bitch sein, um den Gesang in Kauf nehmen zu können.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.10.2013
Dave Mickelson
Stephen Speelman
Stephen Speelman
Stephen Speelman, Karl Matzka
Victor Tassone
Stephen Speelman
Melodic Revolution Records/Just For Kicks
59:38
27.09.2013