Ein Israeli, ein Däne und ein Deutscher spielen auf diesem erfrischenden Album klassischen Trio Jazz und bieten eine interessante Auswahl an mitunter ungewöhnlichen Interpretationen nicht unbedingt üblicher Standards.
Gleich "If I Were A Bell", ein unter anderem durch Ella Fitzgerald bekannt gewordenes Gesangsstück, wurde gehörig umgekrempelt und hat auch wenig mit den frühen Versionen von Miles Davis' Quartett gemein, was sich allein schon wegen des fehlenden Blasinstruments ergibt. Stattdessen prägen hier wie anderswo auf der Platte frei fließende Klavierlinien vor gleichmäßigem rhythmischem Hintergrund das musikalische Bild, wobei Virtuosität genauso zum Ausdruck gehört wie expressionistische Schlagzeug-Bass-Studien wie mittig während der fast viertelstündigen Darbietung.
Danach agiert das URI GINCEL TRIO wunderbar kompakt, insbesondere in den beiden Coltrane-Stücken "Syeeda's Song Flute" mit seinem markanten Motiv und dem intimen "India", deren Melodiesprache der Pianist vorzüglich adaptiert und weiterspinnt, wobei in der letzteren Komposition eigentlich Tieftöner Lang mit skandinavischer Gelassenheit brilliert. Das bedächtige "Papar" stammt übrigens von einem anderen Bassisten, nämlich Gincels Landsmann Eyal Ganor, dessen Musik an jene von Aviv Geffen im Trio erinnert, falls dieser dem Leser eher bekannt ist.
In "Free" wiederum begeht der Leader eine teuflisch groovende Verbindung zwischen seiner Stilistik und der neueren Klassik, wohingegen er in "July" von vornherein musikalische Gedanken von Claude Debussy aufgreift. Woher das Haken schlagende Sternchen an siebter Stelle stammt, weiß dieser Schreiber nicht, doch es steht im deutlichen Kontrast zum finalen "Avre Tu Puerta Cerrada" ein teils zum Drone umarrangiertes Traditional der Sephardim, mit dem Gincel ein aufregendes Kulturen umspannendes Jazz-Album auf der höhe der Zeit abrundet.
FAZIT: "Free" ist genau dies, Jazz ohne spielerische oder ethnische Scheuklappen, exzellent eingefangen und dargeboten. das URI GINCEL TRIO interagiert für sich einnehmend einer- und für den Lied-affinen Hörer zudringlich andererseits, weshalb das Album auch Freunden schlicht guter Melodien empfohlen sei.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.09.2013
Andreas Lang
Uri Gincel
Moritz Baumgärtner
Unit / Harmonia Mundi
58:36
13.09.2013