Rund zwölf Jahre hat es von der Gründung bis zum Full-Length-Debüt gedauert – übertriebene Hetze kann man den Brasilianern VANDROYA nicht unbedingt vorwerfen. Zumindest nicht, was das Arbeitstempo angeht, denn musikalisch agieren die Südamerikaner durchaus auf der Überholspur.
Das von Felipe Machado Franco (RHAPSODY OF FIRE, BLIND GIARDUAN) erstellte Fantasy-Cover lässt schon die erste Vermutung zu, dass den Hörer hier nicht unbedingt Metalcore oder Classic Rock erwartet, sondern melodischer und üppig arrangierter Heavy Metal. Und, große Überraschung, das ist auch tatsächlich so. Das Quintett um Frontfrau Daísa Munhoz macht einen soliden Job, bewegt sich stilistisch zwischen SONATA ARCTICA, STRATOVARIUS und HELLOWEEN (zu „Keeper“-Zeiten), peppt die Melodic-Speedster mit KAMELOTscher Theatralik, SYMPHONY-Xesker Verschachtelung oder ANGRAesker Folklore an. Die neun Songs (plus Intro) waten nicht direkt im tiefen Wasser der sprudelnden Kreativität, sondern orientieren sich durchaus im engumschlungenen Tanz mit den Vorbildern, machen aber dennoch Spaß.
Während sich das Gitarren-Duo in den Soloparts manchmal zu sehr in Tonleiter-Dudeleien versteigt, sorgt Frontfrau Daísa Munhoz zweifellos für die Höhepunkte des Albums. Die bildhübsche Sängerin beherrscht die hohen Tonlagen á la Michael Kiske, ohne dass sie dabei in kieksende Atemnot käme, kann aber genau so kraftvoll röhren oder – wie in der Ballade „Why Should We Say Goodbye?” – auch gefühlvollere Töne anschlagen.
FAZIT: „One“ ist kein atemraubendes Debüt, aber doch eine solide Angelegenheit, die Fans der oben genannten Bands durchaus auf ihren Einkaufszettel notieren dürfen. Sauber produziert, kraftvoll eingesungen, zumeist flott vorgetragen und mit der einen oder anderen auch hochklassigen Melodie versehen – aus den Brasilianern könnte was werden.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2013
Giovanni Perlati
Daísa Munhoz
Marco Lambert, Rodolfo Pagotto
Otávio Nuñez
Inner Wound Recordings
52:36
18.01.2013