Aus der Schweiz, Palästina und Italien kommen die Musiker hinter VANITY, die sich alle mittlerweile am Stiefel eingefunden haben und hiermit ihr Debüt vorlegen. "Occult You" vertreibt die Band bereits eine Weile in Eigenregie, doch erst jetzt erfährt die Platte eine Veröffentlichung auf breiter Ebene.
Das Quartett verleiht sich selbst eine mystische Aura und spielt dazu passend eine Art von Gothic Rock im ursprünglichen Sinn, also mit den hörbaren Vorbildern von JOY DIVISION bis zu BAUHAUS im Rücken. Innerhalb dieses Genres klingen sie allerdings ob der höheren Stimme des Sängers sehr originell (höre "Ruins"), und auch rein musikalisch reicht die Bandbreite über den schwarz umrissenen Tellerrand hinaus, wiewohl in ähnlich lichtscheue Richtungen: Das rhythmus-lose Wabern "Under Black Ice" und der technoid kalte Beginn von "Time's New Romance" ("Limbo" passt danach als Zwischenspiel auf die Retro-Tanzfläche) gemahnen besonders stark an die Achtziger, doch davon abgesehen sind VANITY manchmal zäh und schwer, indes selten richtig metallisch wie im unheimvollen "Sun".
Deswegen wird der Gotenkitsch-Fan keine Freude mit der Band haben, Cineasten und Menschen, die den ursprünglichen Gedanken hinter Wave sowie Post Punk begriffen haben, dafür umso mehr. Was erstere betrifft, so weben VANITY ihre Songs teilweise um ein Filmkonzept, das sich in entsprechend verheißungsvollen Videos auf den üblichen Web-Plattformen ankündigt.
Das verträumte Titelstück mit seinem altmodisch klingenden Synthesizer-Motiv hypnotisiert und berührt, das treibend hämmernde "Ghost" braucht lange, bis der Refrain ins Schwarze trifft. Die stärkste Hookline besitzt dann aber das erst schleppende, schließlich leicht perkussive und deshalb an FIELDS OF THE NEPHILIM erinnernde "Pagan Hearts". Gemeinsam mit dem aufbegehrenden Endstück "The Wanderer" markiert es die Höhepunkte einer konstant intensiven Scheibe nicht nur für Nostalgiker.
FAZIT: VANITY rangieren an ihrem ungleich sonnigen Standpunkt in Europas Süden an der Spitze einer Bewegung, die gegenwärtig verhalten aus den Puschen kommt, voraussichtlich aber in den kommenden Monaten Zuwachs erhalten wird - Der Trend geht zu Kajal und hochtoupiertem Haar, zumindest ideel, denn musikalisch und inhaltlich sind die neuen New Waver (siehe auch SOROR DOLOROSA) allen Rückgriffen zum Trotz auf der Höhe der Zeit, und für "Occult You" gilt dies ebenfalls.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2013
Frances
N
Phil
Tom
Church Independent / Rough Trade
39:55
25.01.2013