Um den Faden einer früheren Rezension zu diesen liebgewonnenen Traditions-Samplern aufzugreifen: Nummer 28 strahlt wenig Licht ab, animiert oft zum Achselzucken und wirft manchen Schatten.
Billig-Metalcore gibt’s gleich vorneweg von FACE YOUR DEMONS, wozu FOREVER YOUNG VICTORIA mit ihrem produktionstechnisch unterbelichteten Screamo-Krach passen. DEEP KICK und die Nürnberger PRIVATE RAFTING CLUB (spleeniges Highlight mit Noise und Dub-Versatz) versprühen andererseits zwischen Ska und Funk ein wenig provinzielles RHCP-Flair. Die Rheinländer VAN DANCKO wären gerne AC/DC, reichen aber gerade ans Niveau einer Kneipen-Band, bevor es die Österreicher THE NOSE ähnlich nichtssagend und mit weiblicher Gesangsstimme (besser: TRANSCENDING) tatsächlich wenig besser machen, als Kollege Chris anderswo auf diesen Seiten beschrieben hat.
Die fast schon altgedienten SCREED reichen einen guten Kalifornien-Punker ein, VORSTADT einen egal deutschen, während der Stoner Rock von DEAD MAN TRIGGER an typisch deutscher Steifheit und fehlendem Spielwitz scheitert; das Gackern von Sänger Thomas nervt richtiggehend. Eine Entdeckung wert sind dagegen die Emdener Classic Rocker BREAKING SAMSARA ,die zwischen Bryan Adams und Hammondorgel verloren zu sein scheinen, und die Post-Rock-Klänge von VERSTÄRKER und WATERFORD, hier sogar explizit die Vocals. JACKIE AND THE TREETOP KIDS sind indes Simon & Garfunkel ohne Simon oder Garfunkel und mit üblem Denglisch. LA FONS' dilettantischer Elektro versprüht zumindest ein wenig heitere Atmosphäre, wo NO NEED FOR BROOMSTICKS mit ihrem Garagen-Dance genauso auf den Zeiger gehen wie RIDE THE SNAIL bei etwas natürlicherer Ausrichtung.
Rhythmisch differenziert, aber klanglich unvorteilhaft zurechtgerückt zeigen sich POETRY FACT aus Leverkusen mit leichter Kanten-Grunge-Schlagseite und ohne rechtes Hook. Ohne rechte Linie und Qualität – dies trifft leider auf den neusten Feinstlärm-Sampler zu.
FAZIT: Das an sich reizvolle Konzept der Macher, sich stilistisch nicht um Stringenz zu scheren, wenn es um die Kompilierung aufstrebender Musiker geht, wirft diesmal leider zu viele „Klingt wie“-Bands ab, bei denen es obendrein in dieser oder jener Hinsicht, klanglich oder schreiberisch, nicht wenig hapert. Riecht ein wenig nach Massenware, von der irgendetwas hängenbleiben soll.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.01.2013
The Finest Noise / Radar
76:23
04.01.2013