Klappe auf, Female Symphonic Metal rein, Klappe zu. Kommt meistens hin, denn was im Bereich des üppig orchestrierten und von Frauen stimmlich begleiteten sinfonischen „Metal“ heutzutage so veröffentlicht wird, lässt dem Hörer schnell die Fußnägel hochklappen. Nicht so im Fall der polnischen Newcomer VICTORIANS: Die bieten auf ihrem selbst veröffentlichten Debüt „Revival“ einen wohlklingenden Mix, der zwar weitgehend von Segmentführern wie NIGHTWISH, EDENBRIDGE oder EPICA abgekupfert ist, aber zumindest handwerklich solide rüberkommt.
Wo bei anderen Combos dieses Genres die Devise „höher, schneller, weiter“ regiert und jede noch so kleine Soundlücke gnadenlos mit einem Mausklick gefüllt wird, lassen die VICTORIANS ihren Songs genügend Luft zum atmen. Natürlich wird auch hier nicht mit Pianogeklimper und Geigengestreiche gespart, aber zumindest wohldosiert eingesetzt.
Zweiter großer Pluspunkt der Band ist Sängerin Eydis. Die Dame besitzt eine variable Stimme, meistert sowohl die opernkompatiblen Arien („Siren“), kann durchaus rockig-rauchig klingen („In The End“) oder klingt mal wie EDENBRIDGE-Frontfrau Sabine Edelsbacher („Voice Of Eternal Love“). Und all das, ohne in anstrengendes Vibrato oder kieksende Atemlosigkeit zu verfallen.
FAZIT: Überraschung gelungen: Die VICTORIANS liefern mit „Revival“ ein gutklassiges Debüt ab, das es verdient hat, von Fans der oben genannten Bands mal auf seine Qualität überprüft zu werden. Über die, ähem, ungewöhnlichen Kostüme, die die Band bei ihren Liveauftritten trägt und die wohl den Bandnamen entsprechend visualisieren sollen, hüllen wir an dieser Stelle aber dann doch lieber den Mantel des Schweigens. Und über die die kruden Pseudonyme. Und das „Aristocrats' Symphony“ im Untertitel. Am besten, man kümmert sich einfach nur um die Musik.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.01.2013
Utis
Eydis
V.
Mr. Nice
Eigenvertrieb
45:10
19.10.2012