Wenn diese Römer am Ende ihres zweiten Albums (zahlreiche Kleinstveröffentlichungen kursieren ebenfalls) EYEHATEGOD covern, deutet dies nur bis zu einem gewissen Punkt auf ihre Ausrichtung hin, denn VIDHARR spielen garstig groovenden Black Metal der norwegischen Schule.
Als Epigonen will sich das Kernduo allerdings nicht verstanden wissen, wofür seine variantenreiche Kompositionsweise ebenso verbürgt wie einige ungewöhnliche Ideen, die zwanglos ohne Bedenken eingeflochten werden, man könne eventuell an vermeintlicher Authentizität einbüßen.
Sicherlich klingt gerade das stampfende "Bolide" ebenso wie der vertonte Abgrund "Bacteria" nach einer Mischung aus SARKE und DØDHEIMSGARD, aber allein der selten klirrende Sound des Albums bedingt, dass man VIDHARR nicht zwangsläufig mit nordischen Combos verbinden muss. Die live von Gastmusikern unterstützten Macher wurden hörbar von klassischer Rock und Gothic beeinflusst, wie sie immer wieder durchschimmern lassen. Das lange, einstweilen sehr melodische "Void" überrascht mit einem unverzerrten Break und sachtem Beckenspiel, wohingegen "Processed" sogar über längere Strecken hinweg akustisch daherkommt.
Was auf "Cryo" vor allem überzeugt, ist der aufrichtig wütende, gallige Gesang, der stets gut verständlich bleibt, gleichzeitig da Moerke keine Phrasen drischt, sowie das Gespür des Projekts für griffige Abwechslung. So begeistert die das zunächst walzende "Rust" am Ende mit einem cool swingenden Doom-Riff, quasi um auf das Titelstück hinzudeuten, in dem neben klarem Gesang eine schummrige Westerngitarre zum Tragen kommt.
Am Ende sind es die stets spannend bleibenden Arrangements, welche neben den zur genüge bereitstehenden Widerhaken-Parts für ein positives Urteil sogen.
FAZIT: Die Bildersprache trügt, denn VIDHARR klingen zumindest stilistisch ungleich bunter, als die optische Kälte weismachen möchte, die gleichwohl in der Stimmung von "Cryo" latent bleibt, einem durchweg interessant gehaltenen Black-Metal-Album zwischen alter Schule und unverkrampft eingeflochtener Düsternis aus anderen Genres.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2013
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