Braucht die Welt einen kanadischen Hendrix? Nein, und noch weniger Labels, die Künstler ungerechtfertigterweise als einen ebensolchen anpreisen. Dass Vince Hawkins den großen Jimi mal irgendwann gehört hat, ist wohl klar, aber die Musik auf seinem ersten und nun auch zweiten Album hat recht wenig mit Säulenheiligen-Verehrung am Hut, wie sie allen voran Randy Hansen betreibt.
COMPANY SLAVE sind ein monströses Heavy-Trio, und Vorsteher Hawkins erweist sich als charismatischer Sänger wie Riff-gewaltiger Klampfer. Die Scheibe wurde sehr modern, aber nicht klinisch kalt produziert, sodass Retro-Freunde nur bedingt auf ihre Kosten kommen, dies dann insbesondere zum Ende hin, wo die am traditionellsten klingenden Tracks stehen. Davon abgesehen lässt sich Hawkins nicht bitten, eine ganze Latte abwechslungsreicher Stücke aneinanderzuhängen, wobei selbst die Ballade "You Were There" keinen abgegriffenen Formaten entspricht.
Unmittelbar zündend tönt dennoch praktisch alles, was sich allein schon durch die im Schnitt drei Minuten langen Kompositionen selbst ergibt. Das feiste Doppel aus "Making Time" und "Neighbor" gleich zu Beginn sowie das mit einem Stadion-Hook ausgestattete "Mother Nature" zeigen die herbe Seite von COMPANY SLAVE, das fast poppige "Rock & Roll Is What We Know" neben dem erwähnten Leisetreter und dem Slow Blues "Misty Colored Rainbow" die bedächtige. Die Highlights hingegen sind das treibende "Room Full Of Mirrors", bei dem Hawkins mit seinem Instrument Zwiegespräche führt, der Ohrwurm "Koko Blue" (klasse Schlagzeugarbeit) und "Just Ain't Right", wo Jimi dann doch noch zitiert wird.
FAZIT: "Roads To Freedom" bietet tatsächlich stilistische Freiheit vor eindeutigem Blues-Rock-Hintergrund, allerdings im zeitgenössischen Sound, mit einem überdurchschnittlichen Sänger sowie ebensolchen Kompositionen ausgestattet - typische Musik für die Plattenfirma und dennoch erfrischend anders.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.12.2013
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Vince Hawkins
Vince Hawkins
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15.11.2013