Diese Wiederveröffentlichung zeigt in allen Belangen auf, wo bei VOLBEAT seit ihrem Durchbruch auf breiter Ebene, der wohlgemerkt voll und ganz verdient ist, der Hase im Pfeffer liegt. Die Geldschneiderei der großen Plattenfirma mit der beiliegenden DVD passt trefflich zu einer mit diesem Album endgültig im glatten Pop (wenn auch mit harten Gitarren) angekommenen Band, die es wohl immer noch gut meint und vom künstlerischen Standpunkt her viel falsch gemacht hat - die umgekehrt proportionale Funktion von Substanz und kommerziellem Erfolg also.
Man wurde der Combo schon nach zwei Alben überdrüssig, weil sie sich selbst wiederholte und dies immer noch tut, nur dass das Niveau zusehends schwindet. Für den Mainstream sind VOLBEAT der heiße Scheiß geworden, von Anfang an dabei Gewesene gähnen nur noch herzhaft, und daran ändert auch kein King Diamond irgendetwas, der sich im annehmbar klassisch metallischen "Room 24" ein Stelldichein gibt, kein Barney Greenway oder sonst jemand, der als Co-Writer fungierte und es dennoch nicht schaffte, Poulsen aus seiner kompositorischen Ecke hervorzulocken.
Poulsens Danzig-Elvis-Geknödel mit Hetfield-Schlag nervt insbesondere im zerdehnten "The Nameless One" und während "Lola Montez", wobei der Frontmann nicht selten wie durch den Autotune-Wolf gedreht klingt. Das knallige Doppel aus "The Sinner Is You" sowie "Dead But Rising" und das punkige "Black Bart" gefallen mit ihren dem Zeitgeist entsprechenden Thrash-Ansätzen am besten, ansonsten sind allen Stücken voran "Cape Of Our Hero" und "My Body" Weichzeichner-Muzak mit harten Gitarren. Mit Experimenten wie "The Hangman's Body Count" und dem im Duett mit Sarah Blackwood vorgetragenen Rockabilly Country "Lonesome Rider" hingegen suchen VOLBEAT händeringend nach musikalischen Inhalten. Der Midtempo-Riffer "Ecotone" als bislang unveröffentlichter Track ist eine typische B-Seite und verlockt hoffentlich niemandem zum nochmaligen Kauf.
Die Bonus-DVD (blanker Hohn, dieser Ausdruck, weil Liebhaber das Ding wohl doch haben müssen) bietet Songs vom Hellfest und Rock 'n' Heim von den Festivals Download und Roskilde Festival sowie dem Rock am Ring, wohin VOLBEAT nicht besser passen könnten: unpersönlich und einstudiert, ein Event für die Massen vor Mega-Kulissen. Hübsch aufgemacht ist das Doppel-Digi im Schuber mit dickem Booklet schon, doch dadurch fühlen sich Fans, die die Scheibe schon haben, nur noch mehr geprellt.
FAZIT: Was sich vielleicht wie ein Hasstirade liest, soll nicht als solche verstanden werden. Für ein, zwei Sommer waren VOLBEAT die Band schlechthin und auch irgendwie originell. Ihr aktuelles Album ist ihr schwächstes überhaupt und zeigt einen Schatten jener Band, die vor wenigen Jahren in kleinen Clubs den Wahnsinn in Tüten abgeliefert hat. Jetzt sind sie eine Selbstkopie und Karikatur, die vielleicht nicht einmal etwas für diese unglückliche Neu-Verwertung aus Profitgier kann ... womit sie nicht zu den ersten Künstlern zählen würden, denen so etwas geschieht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.11.2013
Anders Kjølholm
Michael Schøn Poulsen
Michael Schøn Poulsen, Rob Caggiano
Jon Larsen
Vertigo / Universal
62:30 + 60:36
08.11.2013