Potzblitz, das nennt man eine faustdicke Überraschung: Mit ihrem vierten Album „IV: Empires Collapse“ gelingt den bislang eher eindimensionalen Thrash-Lunatics von WARBRINGER ein Album, das in der Bandgeschichte einen ähnlichen Status einnimmt wie „Unto The Locust“ im Hause MACHINE HEAD.
Jetzt sollte man sich von dem MACHINE-HEAD-Vergleich nicht aufs falsche Gleis führen lassen, denn die Parallelen zwischen den beiden Alben liegen weniger im rein Stilistischen begründet, sondern eher im Erweitern des musikalischen Horizontes. Wo Robb Flynn und Konsorten das melodisch-progressive Element in ihrem Thrash-Sound stärker betonten, weiten die LA-Jungspunde ihren Klangkosmos gleich in verschiedene Richtungen aus. Musikalisches Fundament bleibt der ungestüme, manchmal immer noch herrlich naiv klingende Knüppel-aus-dem-Sack-Thrash, der stellenweise tönt, als würden WARBRINGER im Proberaum vor allen Dingen KREATOR, EXODUS oder SODOM der 80er-Jahre hören.
Es gibt fraglos schlechtere Referenzen, doch nach drei Alben dieses Zuschnitts haben sich die Kalifornier jetzt endlich getraut, ihre Komfortzone zu verlassen und den mutigen Schritt zu größerer Variabilität zu gehen. Düstere, fast schon dem Black-Metal-Bereich zuzuordnende Gitarrenparts und Geschwindigkeitsausbrüche, eruptive Hardcore-Passagen (inklusive Dicke-Hose-Shouts in „One Dimension), Classic-Metal-Riffs („Iron City“ ist eine lupenreine Hommage an den 80er-Jahre-Speed-und-Heavy-Metal, musikalisch wie textlich) – nein, mit den früheren, stur den Prügelthrashpfaden folgenden Alben hat „IV: Empires Collapse“ bis auf das Grundgerüst nichts mehr gemeinsam. Bestes Beispiel: Das abschließende „Towers Of The Serpent“, das in gut viereinhalb Minuten alle Stärken und Facetten der Band kompakt und schlüssig darstellt: High Speed, Melodie, Groove, und das alles gepaart mit technischer Brillanz – großes Kino.
FAZIT: Wer die ersten drei Alben WARBRINGERs im Schrank stehen hat, kann bedenkenlos zugreifen: „IV: Empires Collapse“ ist alles andere als ein Wiederholen bekannter Schemata und Klänge. Und wer die Band bislang aus oben ausgeführten Gründen musikalischer Eindimensionalität gescheut hat, kann ebenso bedenkenlos zugreifen: Hier wird Abwechslung großgeschrieben.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.10.2013
Ben Mottsman
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Century Media
41:35
25.10.2013