Der nette Name täuscht: Weekend Nachos klingen so wenig nach Kinobesuchen am Sonntag wie Miley Cyrus nach Powerviolence. Wie die beiden Vorgängeralben ist auch „Still“ ein brettharter Bastard aus Grind, Crust und Sludge. Melodie und Eingängigkeit sucht man hier vergebens, die Musik der Nachos ist so subtil wie ein Schlag in die Fresse. Eine beeindruckend nihilistische Kriegserklärung an alles und jeden, selbst an den Hörer. Perfekt geeignet für Tage, an denen man sich von Idioten umzingelt fühlt und die Existenzangst einem die Kehle zuschnürt.
Auf Genreschubladen haben die Nachos keinen Bock, vielleicht ein Grund für ihre wachsende Beliebtheit über die Hardcore-Szene hinaus. Sänger John bringt es in einem <a href="http://blowthescene.com/interviews/weekend-nachos-interview.html" target="_blank" rel="nofollow">Interview</a> auf den Punkt: „Slow or fast doesn’t matter, all it has to do is hurt somebody.” Richtige Feelgood-Mucke also.
Aber ganz humorbefreit sind die Nachos nicht – darauf weist schon der Bandname hin, und auch das unterscheidet sie von der Mehrzahl ihrer ähnlich brachial losdreschenden Kollegen. Wobei die Ironie bei solcher Musik auch mal in Zynismus abgleiten kann, und dann wird die Hoffnungslosigkeit wahrhaftig bodenlos.
Insgesamt eine der spannenderen Hardcore-Bands – wobei der Begriff Hardcore hier wie Faust auf Auge passt: mehr Hardcore geht nicht. Schade nur, dass „Still“ im Vergleich zum Vorgänger <a href="http://musikreviews.de/reviews/2011/Weekend-Nachos/Worthless/" target="_blank" rel="nofollow">„Worthless“</a> keine Weiterentwicklung darstellt. Selbst das Cover sieht gleich aus. Wäre mal interessant zu erfahren, was passiert, wenn Weekend Nachos ein bisschen experimentieren. Aber das ginge wahrscheinlich auf Kosten der extremen Rohheit ihrer Musik, und das wollen sie nicht.
FAZIT: Kann man gut hören, wenn man richtig angepisst oder total besoffen ist. Darüber hinaus aber trotz der sehr kurzen Laufzeit nur Hartgesottenen zu empfehlen, weil es sich genauso anhört, wie sich eine Intimrasur mit der Schleifmaschine anfühlen muss.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2013
Drew Brown
John Hoffman
Andy Nelson
Brian Laude
Relapse Records
22:01
08.11.2013