Dieses deutsche Ensemble ist kollektiv im falschen Körper oder der falschen Gegend geboren, denn was es zwischen Americana und Indie (wie der-die-das definiert wird, mache jeder mit sich selbst aus) in Songs gebaut hat, steht so authentisch auf hiesigem Boden, dass es fast aufgesetzt anmuten könnte.
Dass es dies aber nicht tut, liegt daran, dass YASMINE TOURIST hörbar mit Überzeugung ans Werk gehen, zumal als erstklassige Arrangeure und mitunter virtuose Instrumentalisten. Die offenkundigsten Country-Bezüge vernimmt man dank Lapsteel etwa während „Give It All Up“ oder „Blue Moon“. „Faintheart“ oder „Dollar Sin York“ lassen sich mit den Songs der allzu vielen braven und gesichtslosen Combos oder Einzelkünstlern austauschen, die gerne die Akustische Zupfen und lakonisch dazu singen, gerne auch im Chor. Spätestens mit „All Night Long“ würde der Witz – hier mit „doobidoo“ erzählt – vom sich wiegenden Lagerfeuer-Musiker alt, folgte darauf kein neunminütiges Epos. Ja, man muss „A Thousand“ stereotyp wie zutreffend Lied gewordenes Roadmovie nennen.
Es ist nicht der einzige Glanzpunkt des Albums: „Of Fly And Bird“ und das mit Mellotron versehene „Down Down“ gemahnen an intimen Briten-Folk beziehungsweise den Psych der späten Sechziger. Dessen Klangexperimente führt das vierte tolle Stück „Neon Coloured“ auf lärmige Weise fort, womit die Hauptklientel von YASMINE TOURIST vermutlich am wenigsten anfangen kann, aber gerade solche Momente machen dieses Debüt hörenswert und markant in einem Szeneklima, das momentan im negativen Sinn gleichmäßiger nicht ausfallen könnte.
FAZIT: Sicher, man kann YASMINE TOURIST getrost mit FLEET FOXES, CALEXICO oder Matt Ward in einen Sack stecken, aber ein Drittel der Kompositionen auf ihrem ersten Album spricht eine andere Sprache, in der sich die Gruppe in Zukunft häufiger ausdrücken darf, so sie auf lange Sicht hin interessant bleiben will. Möchtegerns in den Disziplinen Redneck mit Hornbrille und Uni-Abschluss gibt es schließlich landein, landaus zur Genüge.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2013
Florian Janner
Dominik Gerwald, Max Steinert, Joscha Brettschneider
Felix Meyerle
Johann Polzer
Goldrausch / Rough Trade
53:21
08.02.2013