„Blood Vine“ ist das dritte Album des südafrikanisch-israelischen Musikers YOAV SADAN, der trotz seiner Beteiligung am Soundtrack des optisch opulenten, aber im wahrsten Sinne hirnlosen Zak Snyder-Ergusses „Sucker Punch“ (Where Is My Mind“, feat. Emily Browning) kaum über Geheimtipp-Status hinausgekommen ist. Dabei sind seine karg instrumentierten Songs – akustische Gitarre plus ein wenig Beiwerk - von hoher Intensität: Kleine, schleichende Monster voll inniger Direktheit.
Auf dem aktuellen Opus hat YOAV sein Klangspektrum um elektronischen Zierrat erweitert. Doch keine Bange, ausufernde Breitwand-Symphonien sind auf „Blood Vine“ nicht zu finden. Stattdessen gestaltet sich die Musik offener, abwechslungsreicher als auf den Vorgängern, wird punktuell tanzbar und bleibt doch, gerade in Verbindung mit den nachdenklichen und subversiv komischen Texten, introvertiert und so persönlich wie ein Massenprodukt nur sein kann. Das erinnert an die hervorragenden Solo-Alben RUPERT HINEs, der als Produzent Moneten und Meriten nicht zu knapp einfahren durfte, als wagemutiger Musiker leider ein Schattendasein fristete (Wer „Waving Not Drowning“ oder „Immunity“ nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen. Musikalisch herausfordernd, textlich brillant).
„Blood Vine“ pendelt geschickt zwischen melancholischem Pop und Abstechern in mitternächtliche (Alp)traum-Psychedelia. "Karaoke Superstar", "Hotel Oblivion" und vor allem "Pale Imitation" haben Hitpotenzial, ohne in jene wachsweiche Beliebigkeit abzurutschen, die z.B. BLACKFIELDs viertes und damit aktuelles Album leider über weite Strecken auszeichnet.
Rhythmisch akzentuiert, melodisch eingängig, ohne Angst vor Experimenten und dezenten Brüchen. Ein fein austariertes Album, das sowohl im kleinen Club wie dem heimischen Wohnzimmer funktioniert.
FAZIT: Qualitativ schließt „Blood Vine“ vom Songmaterial an die hörenswerten Vorgänger an, führt soundtechnisch aber in eine neue Dimension. Das ist keine Anbiederung an den Massengeschmack, sondern eine effektvolle und einnehmende Erweiterung des immer noch Intimität versprühenden Musikkonzepts, das YOAV verfolgt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2013
Yoav
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06.09.2013