Mit ihrem zehnten Album gehören die Kalifornier noch nicht zum alten Eisen, aber auch nicht zum Plastik, aus dem poppiger Punk und ähnliche Musik gegenwärtig hergestellt wird. Bei ZEBRAHEAD regiert noch eine ehrliche Arbeitsmoral, die vor Autotune und Emo-Schlüpferstürmen absieht, um stattdessen. bei aller Partyfreude und Eingängigkeit immer noch kräftig ins Mett zu hauen.
Jawohl, "Call Your Friends" rockt trotz der markanten Raps von Frontmann Ali, und die beiden Gitarristen pfeffern sich richtig geile Soli um die Ohren, beispielsweise während "I'm Just Here For The Free Beer". Die Texte des Barden sind es übrigens einmal mehr wert, gelesen zu werden, und das Tempo ist vorwiegend sehr hoch ("Murder On The Airwaves"), aber ZEBRAHEAD zeigen sich als zur Band gewordenes Füllhorn von Ideen, die in mehreren Stilen wildern, ohne auf unsägliche Weise nach Crossover zu klingen.
Zudringliche "Hey, Hey"-Chöre (Opener) verbinden sich mit nachgerade traditionellen Metal-Leads ("With Friends Like These Who Needs Herpes") und Melodien, die unweigerlich ins Ohr gehen, ohne gleich abgeschmackt anzumuten. Die notwendige Aggression bringt die Truppe ebenfalls mit, aber natürlich in konstruktiv kanalisierter Form wie während "Public Enemy Number One" und "Nerd Armor". Abgesehen vom etwas nervigen Zungenbrecher "Born To Lose" und seinem etwas unauffälligen Folgestück "Stick 'Em Up, Kid" ziehen ZEBRAHEAD alle Register, die ihren Erfolg in der Vergangenheit rechtfertigten und dies auch weiterhin billigerweise tun werden. Auf diesem Niveau lässt man sich Massen-Muzak zum Feiern gefallen, denn "Call Your Friends" ist Auf-den-Putz-Hauen mit vor allem musikalischem Anspruch.
FAZIT: Ein Dutzend echte Klopper bleiben von ZEBRAHEADS aktueller Scheibe beharrlich in der Birne hängen. Pop Punk (im weitesten Sinn) darbt momentan in kreativer wie kommerzieller Hinsicht im biederen Deutschland, also wäre den Westküstlern auch hier einmal ein richtiger Hit zu wünschen. "Call Your Friends" besitzt eine Menge davon.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.08.2013
Ben Osmundson
Ali Tabatabaee
Matty Lewis, Dan Palmer
Ed Udhus
Granted / Soulfood
47:40
16.08.2013