Drei Jahre nach ihrem ordentlichen Debütalbum "einsam" melden sich die Wilhelmshavener Industrial Rocker b.o.s.c.h. mit ihrem zweiten Album "Apparat" zurück. Das betont schlicht gehalten Coverartwork mit seinen Zahnrädern erinnert an EBM-Symbolik, doch synthetische Beats gibt es hier keine zu hören, statt dessen gibt es weiterhin kraftvolle Musik zwischen Neuer Deutscher Härte und Industrial Rock bzw. Metal.
Zunächst ist Kritik an den Songtiteln angebracht. Denn wenn man Musik macht, die der von Bands wie RAMMSTEIN, OOMPH! oder EISBRECHER nicht unähnlich ist, erscheint es wenig sinnvoll, mit "Engel", "Eiszeit" und "Amok" genau die gleichen Titel zu verwenden, wie es erst- und letztgenannte tun. Das verwirrt nämlich nur. Ebenso wundert man sich über einen Songtitel wie "Schwarze Sonne", ist das gleichnamige Symbol doch alles andere als unbelastet. Zwar ist bei b.o.s.c.h. keinerlei Rechtsoffenheit in den Texten herauszuhören (die sind nämlich komplett politikfrei), Freunde macht man sich mit so einem Titel aber nicht überall.
Ansonsten hat sich gegenüber dem Debütalbum nicht allzu viel verändert - leider ist auch der erhoffte Schritt nach vorn ausgeblieben. Die musikalische Darbietung ist zwar einwandfrei, weil kraftvoll im Sound und stimmig in den Arrangements, dem Songwriting fehlt aber weiterhin das gewisse Etwas. Die Songs sind eingängig und gehen schnell ins Ohr, herausragende Stücke macht man aber nicht aus. Noch immer erinnern b.o.s.c.h. an einer härtere Variante der Vergleichsbands, besonders gesanglich geht es hier herber zu, wobei man ganz gerne auch mal auf den gleichen Verfremdungseffekt in der Stimme zurückgreift, wie RAMMSTEIN bei "Mein Teil". Weiterhin ist man um Abwechslungsreichtum im eng gesteckten Rahmen bemüht, gleichzeitig lässt sich eine gewisse Gleichförmigkeit nicht abstreiten - eine Folge der Tatsache, dass kaum wirklich packende Hooks zustande gebracht werden. Vieles kommt einem zudem von anderen Bands bekannt vor, ohne dass man b.o.s.c.h. jedoch Abkupferei vorwerfen könnte. Dafür ist ihr Sound dann wieder eigenständig genug. Textlich ist man dieses Mal nicht ganz auf der sicheren Seite, besonders die beiden Abschlusstracks "Die Lästerzungen" und "Treibgut der Zeit" fallen durch Plattheit bzw. Möchtegernphilosophie negativ auf, zuvor ist man jedoch auch nicht vor dem einen oder anderen kleineren lyrischen Ausrutscher gefeit.
FAZIT: "Apparat" ist ein passables Zweitwerk geworden, an dem man als Fan der Gangart durchaus Spaß haben kann. Für höhere Weihen reicht es für b.o.s.c.h. trotz langer Entstehungszeit nicht - es scheint, als sei das Ende der Fahnenstange erreicht.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2013
Axel Mintken
Max Klee
Christian Heil
Lutz Möller
Lutz Möller
Dust On The Tracks
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24.05.2013