Es ist noch gar nicht lange her, da umtrieb den Musikreviews-Schreiber der hoffnungsvolle Gedanke, dass so langsam wieder einmal eine neue Band am Horizont erscheinen solle, die ihn vollkommen unvorbereitet umhauen möge. Kaum gedacht, schon passiert: Das, was 21 OCTAYNE auf ihrem Debüt „Into The Open“ zelebrieren, sorgt jetzt schon seit Wochen für eine Dauerblockade im CD-Player.
Die Band, die man oberflächlich betrachtet mit Musikern von AXXIS, RHAPSODY, PAUL GILBERT und JOE PERRY als All-Star-Projekt bezeichnen könnte, spielt auf „Into The Open“ ihre höchsteigene und faszinierende Auslegung eines zeitgemäßen Hardrock-Sounds, der Größen wie AEROSMITH zitiert, der durchaus auch radiokompatible Schmeicheleinheiten besitzt, der immer wieder auch genügend Dreck unter den Fingernägeln besitzt, der andererseits so herrlich luftig arrangiert ist („Turn The World“!), dann wieder Schlenker Richtung PEARL JAM macht, um anschließend wieder kräftig zuzupacken und dabei manches Mal an eine ebenso einmalige Combo wie ALTER BRIDGE erinnert, dass der Hörer nur sprachlos zurückbleibt und mit jedem Hördurchgang mehr verzückt ist. Dass das Quartett regelmäßig musikalische Vertracktheiten einbaut, steigert die Langzeitwirkung von „Into The Open“ nur umso mehr. Und wer einmal eine Lehrstunde bekommen möchte, wie man als deutscher Sänger NICHT nach deutschem Sänger klingt, braucht nur einmal Hagen Grohe am Mikrofon zu bestaunen.
So wechseln sich Monster-Hits wie das bereits erwähnte „Turn The World“, „Into The Open“ oder „Your Life“ mit trick- und abwechslungsreichen Vielfältigkeitsrockern á la „Dear Friend“, „Don’t Turn Away“ oder „Leave My Head“ – die sich im Refrain aber dennoch als eingängiger Hardrocksong erweisen –, rustikalen Riffrockern („My Teddy Bear“, „Come Alive“) und unprätentiösen Balladen („I Will Always Be Right There“) ab – und hat, schwupps, mal eben fast das komplette Album als Highlights identifiziert.
FAZIT: 21 OCTAYNE wollen Schranken überwinden, einen frischen Sound abseits von Klischees oder Zwängen kreieren, lässt das Presseinfo wissen. Hehre Ziele – in aller Regel sind solche Statement viel zu dick aufgetragene Marketingparolen, die an der Realität meilenweit vorbeigehen. Nicht so in diesem Fall: „Into The Open“ ist bislang das stärkste reinrassige Hardrock-Album des Jahres. Und es würde den Schreiber überraschen, würde da 2014 noch etwas Besseres kommen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.05.2014
Andrew Lauer
Hagen Grohe
Marco Wriedt
Alex Landenburg
AFM Records
55:04
23.05.2014