Mit ihrer quasi dreieinhalbten Veröffentlichung (Kleinformat hinzugezählt) sind 25 YARD SCREAMER bei MAGENTAs Rob Reed beziehungsweise dessen Label gelandet, nachdem sie sich schon seit über zehn Jahren im Geschäft tummeln. Das walisische Projekt krankt ein wenig daran, wie ein ebensolches zu klingen: Mangelnder Abstand vom Sujet verschuldet eine gelinde gesagt ausbaufähige Produktion (gerade die Drums scheppern auf gemeine Weise) und distanziert wirkende Songstrukturen, die angesichts des anheimelnden Grundmaterials eigentlich nicht sein müssten.
Will heißen: Die Gruppe komponiert zwar impulsiv genug, soweit man dies von Progressive Rock sagen darf, spielt ihren Schuh aber zu steif herunter beziehungsweise fängt ihre Ideen im Studio mit Gummihandschuhen ein, weshalb das Ergebnis mitunter aseptisch klingt. Widerlegt würde dies mit ansprechendem Sound von den zahlreichen zartfühlenden Passagen (das Zwischenspiel "Wilderness" und sein langer Nachsatz "Always There" berühren auch so schon) auf "Something That Serves To Warn Or Remind", einem im Übrigen gerade lyrisch ausdrucksstarken Album (lese "Home Is Not Home") nicht alltäglicher Natur.
25 YARD SCREAMER wecken nämlich kaum vordergründige Assoziationen. Die Stimme von Vordenker Nick James entspricht abgesehen davon, dass der Mann mit einem markanten Timbre ausgestattet ist, zwar typischen Britprog-Standards, aber damit hat es sich schon, und wenn nach den zarten Flageolet-Tönen von "The Lost Outside" das zweite Intro "Welcome In Here" einen schleppenden LED-ZEP-Beat vor teils symphonischem Background verzeichnet, spricht dies nur für die Vorbehaltlosigkeit, mit der die Musiker ihre Kunst ausüben.
Entsprechend unaufgeregt kommen auch die Longtracks daher: "Lost In A Green And Blue Sky" hat gar Liedermacher-Qualitäten, ohne folkloristische Töne zu Gehör zu bringen, und das Finale "Just Myself And These Keys" ist im Gegenteil das minimalistischste Stück, wühlt aber gerade des Gesangs wegen auf wie Steve Hogarth in seinen emotionalsten Momenten bei den neueren MARILLION-Tracks. In diesem Kontext überzeugen die härteren Ausschläge ("The Empty Ship") noch am wenigsten, eben weil 25 YARD SCREAMER in Sachen Produktion unterbelichtet wurden und keinen Sänger in ihren Reihen wissen, der sich laut hervortun kann. Muss er aber auch gar nicht; diese Musik trägt sich in ihrem malerischen, trotzdem nicht seichten Duktus ganz von selbst.
FAZIT: "Something That Serves To Warn Or Remind" ist gewissermaßen New Artrock, speziell was seine Introvertiertheit betrifft, und letzten Endes doch nicht das, was man sich gemeinhin darunter vorstellt. 25 YARD SCREAMER wären mit einem breitentauglicheren Studiosound starke Konkurrenten auf dem dicht besetzten Feld ihrer Szene, falls sie denn dazugehören möchten. Diese Songs zumindest zeugen von einem sympathischen Widerwillen beziehungsweise entschiedener Selbstgenügsamkeit.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2014
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18.11.2013