Kulturgut gesichert: Wo andere mit dem Gedanken spielen, sich mit anderen Gesichtern auch nach dem Tod im Musikgeschäft zu halten (KISS), hat sich das Ganze bei Familie Cohen in Kanada natürlich ergeben: Leonards Sohnemann Adam tritt spätestens mit seinem fünften Album in Papas übergroße Fußstapfen und fällt nicht auf den Mund.
"We Go Home" ist in Griechenland entstanden (Insel Hydra) und daheim fertiggestellt worden, klingt aber orts- wie zeitlos. Man kann dem jungen Cohen allenthalben ankreiden, dass er dem Oeuvre seines alten Herrn wenig hinzuzugeben hat, sondern umgekehrt ein ums andere Mal an ihn anknüpft, sei es mit lakonischem Sprechgesang wie in "Too Real" oder der ewig gleichen, aber gleichsam verlässlichen Zweisamkeits-Leier ("Love Is").
Das flotte "We Go Home" bedient auch die hippe Indie-Klientel von heute, genauso der Stampfer "Uniform". "So Much To Learn" (verhältnismäßig heiter) und "Boats", gleichwohl mit immer funktionierenden Streichern zugunsten des Schmacht-Faktors, machen ebenfalls einen recht "modernen" Eindruck, aber Cohen Junior setzt bewusst und vielleicht auch ein wenig augenzwinkernd auf seine biologische Connection.
Textlich lässt sich Adam auch nicht lange bitten und vermittelt Tiefsinniges im Persönlichen, ohne sich auch nur ansatzweise nach dem Weltgeschehen auszustrecken. Das zurückgenommene "What Kind Of Woman" legt davon am ehesten Zeugnis ab - niveauvoll mit nicht wegzudenkendem Familienbonus, den er eigentlich nicht nötig hat.
FAZIT: Lassen wir die Textzeile "Let a boy become what a father knows he'll be" für sich selbst sprechen. Adam Cohen erwähnt Papa nicht nur unzählige Male in seinen Songs, sondern empfiehlt sich auch als dessen Nachlassverwalter, wenn die Pumpe nicht mehr mitspielt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2014
Cooking Vinyl / Indigo
37:00
12.09.2014