Der Bandname mag bei so manchem Zeitgenossen ein debiles Kichern verursachen, macht aber sofort klar, was man von ASS TO MOUTH zu erwarten hat. Nämlich Grindcore. Neben dem Bandnamen dürfte auch das Coverartwork in der katholischen, polnischen Heimat für Unmut sorgen, auch wenn das viel mehr anti-religiös als pornös ist. Und auch der Blick auf die Tracklist widerlegt die Vermutung, dass die Herrschaften im Porngrind unterwegs sind, denn auf Anhieb ist nicht ersichtlich, dass man sich auf mehr oder weniger erotische Themen beschränkt.
Dass ASS TO MOUTH in einer halben Stunde 20 Songs herunterbolzen, ist nicht außergewöhnlich. Die Art und Weise, wie das geschieht hingegen schon, denn die Polen machen ihre Sache außergewöhnlich gut. Punk- und Crust-Einflüsse sind in ihrem Grindcore allgegenwärtig, sei es in entsprechenden D-Beats oder auch im Gesang, denn neben den üblichen und nicht inflationär verwendeten Pigsqueals gibt es überaus kraftvolles Gebrüll und nur gelegentliche Growls. Was die Sache aber so richtig geil macht, ist die Tatsache, dass ASS TO MOUTH so ultratight wie der Ar... ok, verzichten wir aufs Klischee, jedenfalls ist das Zusammenspiel selbst in den allerschnellsten Songs unfassbar präzise. Dass polnische Extrem-Metal-Bands seit jeher technisch äußerst versiert agieren, ist bekannt und ASS TO MOUTH machen da keine Ausnahme sondern bestätigen eindrucksvoll. Dass eine Grindcore-Band anspruchsvolle Musik macht, mag widersprüchlich erscheinen, ist es aber in diesem Falle nicht.
Demzugute kommt auch der brachiale Sound, in dem die Gitarre ohne Ende sägt und der den nötigen Druck erzeugt, der dafür sorgt, dass "Degenerate" einen förmlich wegbläst. Unter den Songs irgendwelche Favoriten auszumachen, ist unmöglich, zumal sie keinerlei qualitativen Schwankungen unterliegen. Damit es nicht eintönig wird, sind zwei, drei Nummern ein bisschen langsamer gehalten und bilden damit einen guten Kontrast zu den entweder rasend schnellen Grind-Stücken und den kaum weniger langsamen punkigen Nummern. Genreüblich gibt es ein paar Samples, die aber auch nicht überdosiert werden und zuguterletzt beweisen ASS TO MOUTH in dem einen oder anderen Stück auch gelegentlich derben Humor.
FAZIT: Geiler Sound, geile Songs, Wahnsinnsenergie. "Degenerate" eignet sich gleichermaßen als Einstiegsdroge wie auch als Dauermedikation und wer hier nicht sofort Bock darauf bekommt, Leute durch die Gegend zu schmeißen, dem ist in Sachen Grindcore auch nicht mehr zu helfen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2014
Jarek
Kuba, Jarek
Maciek
Pablo
Selfmadegod Records
30:51
18.02.2014