Irgendwann kommen sie alle wieder. Alle! Auch BACKWATER. Wohl nur ältere Leser – reicht die Schriftgröße, oder sollen wir’s ein bisschen größer machen? – werden sich an die ersten Veröffentlichungen des Quintetts erinnern, das 1984 und 1986 zwei Alben („Revelation“, „Final Strike“) auf den Markt brachte, anschließend nach drei Demos allerdings von der Bühne abtrat.
2012 fand man sich wieder zusammen – „Take Extreme Forms“ ist das erste Ergebnis der neuerlichen Zusammenarbeit der Musiker, die zwischendurch bei namhaften Bands wie UNDERTOW, TAI PAN oder X-RAY aktiv waren. Der größte Unterschied von BACKWATER im Vergleich zu den unzähligen Bands, die nach langer Funkstille wieder aus den Löchern gekrochen kommen: Sie klingen ohne jegliche Einschränkung zeitgemäß. Altmodisch oder gar altbacken tönt hier gar nichts; statt des erwarteten Rumpel-Garagen-Metals gibt es auf „Take Extreme Forms“ stattdessen massive Riffs, die den Hörer geradezu an den Stuhl fesseln, immer wieder geschickt eingeflochtene melodiöse Parts, eine satt groovende Rhythmusfraktion und ein Sänger, der sich die Seele aus dem Leib röhrt. UNDERTOW als Vergleich passen da ganz gut; auf jeden Fall ist die ganze Angelegenheit erstaunlich heavy und deutlich näher an moderneren Thrash-Bands als an alteingesessenen Teutonen-Metal-Institutionen jeglicher Ausrichtung – also beispielsweise näher an MACHINE HEAD denn an GRAVE DIGGER. Wenn man etwas zu kritisieren suchte, dann vielleicht das, dass Sänger Oliver Hirsch an der einen oder anderen Stelle die Grenzen seines Organs anders definiert als es die Ohren des Kritikers tun und er hin und weiter ein wenig eintönig und wenig ausdrucksstark agiert („Run Or Die“). Allerdings ist das schon Jammern auf relativ hohem Niveau – ungestüme Härte und Authentizität zählen hier mehr als sterile Perfektion.
FAZIT: Knallharte und doch melodisch: BACKWATER legen mit „Take Extreme Forms“ einen Spagat hin, der über weite Strecken gut funktioniert. Vor allen Dingen die Gitarrenarbeit, die sowohl fiese Riffs als auch melodische Parts („New Fire“!) bereithält, sorgt für dicke Pluspunkte. Endlich mal eine Band, die nach langer Pause nicht hoffnungslos in längst vergessenen und vergangenen Zeiten watet. Wenn jetzt noch ein, zwei Schwachstellen ausgemerzt werden und entbehrliche Songs („Grizzly Bear“) beim nächsten Mal weggelassen werden, dann kann das im zweiten Anlauf noch was werden mit BACKWATER.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.01.2014
Miguel Di Muzio
Oliver Hirsch
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Iron Shield Records
48:30
17.01.2014