Weitblick auf stürmische Meere, offene Arme und Klöße in Hälsen ... BALANCE AND COMPOSURE weckt viele klischeeträchtige Assoziationen, besticht aber vor konventionellem Post-Emo-irgendwas-Hintergrund mit null pathetischen, schreiberisch wasserdichten Songs, die Gefühl ganz ohne Pose vermitteln.
Die Gruppe baut mit Begeisterung Lärmwände auf und vergisst dabei mitunter griffige Melodien vor allem im Gesangsbereich ("Lost Your Name" ist eine eingängige Ausnahme), doch dass die 13 Tracks zumindest von ihrer Anlage her überwiegend austauschbar wirken, ist in Anbetracht der vorzüglichen Umsetzung zu verschmerzen. Großen Anteil daran hat die überdurchschnittliche Rhythmusarbeit von Warner und Van Ellis, die jeglichen Anflug von Statik im Rahmen der Produktion (angenehm natürlich sowieso) im Keim erstickt.
Was sich vom Gros abhebt, kommt in straight rockigem Gewand daher ("Notice Me" und das raue "Keepsake" mit Kumpel Anthony Green als Gast ) oder ist eine knappe Akustikstudie ("Dirty Head"), doch der ganzheitliche Charakter von "The Things We Think We're Missing" bleibt auch dabei bestehen. Wer auf A LIQUID LANDSCAPE oder die letzte LANTLOS (höre das fette "Reflection") steht - an die reichen BALANCE AND COMPOSURE nicht heran , darf hier einen Testlauf wagen. In EP-Form ist die Band spannender; beim nächsten Mal vielleicht etwas mehr Experimente wagen?
FAZIT: Weite vermittelnde Schmachtereien mit ordentlicher Gitarren-Breitseite auf kompositorisch gehobenem Niveau, bloß etwas auf Nummer sicher gegangen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.10.2014
Matt Warner
Jon Simmons
Erik Petersen, Jon Simmons, Andy Slaymake
Bailey Van Ellis
No Sleep Records
48:05
10.10.2014