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Wie geht es nach dem nahezu perfekten Album weiter? Eine Frage, die sich BEHEMOTH in den gut fünf Jahren Wartezeit oft gestellt haben – war doch "Evangelion" in jeder Hinsicht ein Meisterstück im Death Metal. Aber: auch wenn das 2009 erschienene Werk in puncto Brachialität und unbändiger Urgewalt neue Maßstäbe setzte, schien es insgesamt doch zu glatt durchstrukturiert und zu leicht zugänglich. Für BEHEMOTH also galt nun die Wahl: Selbstkopie oder Neubeginn mit einem anderen Ansatz.
Nach den ersten Durchläufen wird schnell klar, welchen Pfad die Polen eingeschlagen haben und dass sie keine Kopie von "Evangelion" abliefern wollten. Die beiden Platten miteinander zu vergleichen, fällt anfangs sehr schwer, denn der ungestümen Urgewalt des Vorgängers halten die ersten Anläufe von "The Satanist" nicht stand. Ist man als Hörer allerdings bereit, von Erwartungen abzuweichen und sich ausschließlich auf "The Satanist" und dessen neuen musikalischen Ansatz zu konzentrieren, kann man aber doch so einiges entdecken - eins muss dabei jedoch klar sein: "The Satanist" ist um einiges subtiler als sein stürmischer Vorgänger.
Bestes Beispiel stellt das bereits vorab veröffentlichte "Blow Your Trumpets Gabriel" dar, das in majestätischer, fast doomiger Geschwindigkeit daherkommt und eher einem Song wie dem abschließenden Track von "Evangelion", "Lucifer", nahekommt und somit mehr wie eine Art Überleitung wirkt. Ohne Überraschung kommt allerdings auch dieser Track nicht aus – zum Ende hin paaren sich Double Bass und majestätische Streicher, um in einem recht abrupten Ende das Inferno anzukündigen.
Im Verlauf des Albums wird dann auch offensichtlich, wie sehr BEHEMOTH darum bestrebt sind, den eigenen Horizont zu erweitern und wie weit sie sich damit bereits von "Evangelion" entfernt haben. Nie waren BEHEMOTH facettenreicher, niemals anspruchsvoller. Viele der Songs wirken nach den ersten Rotationen fast wirr und lassen sich als Ganzes nur schwer aufnehmen und fassen. Gibt man ihnen aber etwas mehr Zeit zum Wirken, entfalten sie jedoch nachhaltig ihre Kraft.
FAZIT: "The Satanist" ist ein starkes Comeback der Titanen BEHEMOTH. Das Album direkt mit "Evangelion" abzuwägen, wäre ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Mag sein, dass man sich von der sehr klaren Struktur der letzten Platte recht weit entfernt hat und dass genau dieser Fakt vor allem die ersten Hördurchläufe negativ beeinträchtigt. Auf der anderen Seite waren BEHEMOTH noch nie abwechslungsreicher und nachhaltiger als auf diesem Album. Wer es nicht glauben mag, sollte sich vorab schon einmal "Blow Your Trumpets Gabriel" zu Gemüte führen und gespannt sein auf den Sturm, der nach dem Opener auf ihn hereinbrechen wird.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2014
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Nuclear Blast/Warner
44:18
07.02.2014