Mit Mama musiziert man magisch: Grammy-Gewinner und Roots-Spezialist Ben Harper hat seine Mutter Ellen zum Duett gebeten und zeigt sich gemeinsam mit ihr in Sachen Arrangements akustisch nackt. "Childhood Home" zeigt je zwei Stimmen und Akustikgitarren aus nächster Nähe, wie es auf Tonträger kaum intimer klingen könnte.
Die beiden haben neben einer fabelhaften klanglichen Inszenierung aber natürlich auch gehaltvolle Songs zu bieten, die sich zwischen heimatlichem Einigeln ("A House Is A Home"), Verklärung und damit einhergehender Wehmut bewegen. Sechs der zehn Tracks stammen von Ben, doch als Höhepunkte erweisen sich überraschenderweise jene von Ellen, deren Großeltern Ende der 1950er das Folk Music Center and Museum im kalifornischen Claremont gründeten (dort gaben sich Künstler wie Ry Cooder und Taj Mahal die Ehre, was den kleinen Ben früh mit Musik sozialisierte).
Dazu zählen vor allem das gebrochen anmutende "City Of Dreams" und die Banjo-Nummer "Farmer's Daughter", aber am schnellsten warm dürfte der Konsens-Hörer wohl mit dem griffigen "Learn It All Again Tomorrow" werden, einem Songwriter-Stück vom Klassischsten. Die Duette "Memories Of Gold" und "Born to Love You," letzteres mit seinen entrückten Klavierakkorden besonders eindringlich. Die passend unauffällige Rhythmusarbeit von Ingalls und Paxon darf man gesondert lobend erwähnen, auch wenn der Sohn und Mutter natürlich der kollektive Star sind.
FAZIT: Zugegeben, man muss eine Ader für tief entspannte, in sich gekehrte Musik haben, die entschieden US-amerikanische Züge trägt, um "Childhood Home" nachempfinden zu können. Die minimalistische Anlage des Albums vereinfacht den Zugang jedoch immens, und jetzt mal ehrlich - wem ist zuweilen nicht nach Blicken mit rosaroter Brille in die Vergangenheit zumute? Eben, und genau das zelebrieren die Harpers hier in Tonform.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.05.2014
Jesse Ingalls
Ben Harper, Ellen Harper
Jason Mozersky, Ben Harper, Ellen Harper
Jesse Ingalls
Jimmy Paxon
Universal
33:44
02.05.2014