Vor ziemlich genau 20 Jahren gründete sich im schwedischen Falköping das Thrash Metal-Geschwader BENEATH. Wer jetzt panisch um seinen Insiderstatus bangt, der sei beruhigt: "Antidote" ist tatsächlich das Debüt der Band, die zuvor fünf Demos verteilt auf sieben Jahre einspielte. Wenn man das so hört, liegt die Vermutung nahe, dass die Band die ein oder andere unglückliche Entscheidung getroffen haben muss.
Ohne den Katalog der Band zu kennen, vermute ich mal, dass 'Vengeance I Breathe' der wohl stärkste Song aus der Pre-"Antitode"-Phase ist. Der melodische Thrasher versprüht tatsächlich einiges an Charme und gehört auf dem Debüt zu den Lichtblicken. Im Anschluss genügt ein Blick auf die Songlängen, um zu wissen, dass es haarig werden könnten. Thrash Metal-Songs bis knapp unter die 10-Minuten-Marke zu ziehen, das können und dürfen heutzutage eigentlich nur noch EXODUS. BENEATH setzen sogar noch eins drauf und haben gleich zwei Songs ausgearbeitet, die in den zweistelligen Minutenbereich reichen. Zuvor gibt es aber noch die jeweils knapp 6-minütigen 'Reasons Undefined' und 'Blissfully Numb', die zwar beide über einen ganz netten, akustischen Mittelteil verfügen, aber schlichtweg nicht auf den Punkt kommen.
Mit 'Harvest Of Mankind' einen 10-Minüter an vierter Stelle zu verbraten, ist gewagt. Was durchaus vielversprechend beginnt, scheitert zu schnell an Eintönigkeit. Das Eröffnungsriff ist richtig stark und bleibt auch im Ohr, aber nachdem in Minute fünf abermals die Akustik-Klampfe zur Hand genommen wird, kommt man sich leicht veräppelt vor. Und das ist genau das, woran BENEATH scheitern: Im Wust der eigens hoch gesteckten Ziele und wirklich guten Riffs und Gitarrenleads verlieren die Schweden die Songs völlig aus dem Blick. Der abschließende Titeltrack ist da keine Ausnahme und ist, wie die meisten Filme heutzutage einfach zu lang. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Zwar verlangt einem die Wartezeit von 20 Jahren etwas Respekt ab, aber dann denkt man vielleicht doch daran, warum es überhaupt so lange gedauert hat. Insgesamt ist das Genrewissen und -können von BENEATH auf einem netten Niveau angesiedelt, aber das Gefühl das Meiste schonmal gehört zu haben, wird man bis zum Schluss nicht los. Ein weiterer Minuspunkt am Rande: die respektable Leistung der Eigenproduktion wird nur durch die etwas zu lauten Beckengeräusche geschmälert.
FAZIT: Dass BENEATH 20 Jahre brauchten, um ihr Debütalbum einzutüten, hat seine Gründe. Auf "Antitode" klingt die Band zwar ambitioniert und technisch niveauvoll, stolpert aber über die eigenen, zu hoch gesteckten Ziele. Am Ende fehlt es ihnen paradoxerweise an der Eigenständigkeit, die sich mühsam erarbeitet zu haben scheinen.
P.S.: Wer hat eigentlich die Gitarren eingespielt?
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.03.2014
Emil Kyrk
Christoffer Binnberg
Mats Törnebohm
Eigenproduktion
60:50
07.03.2014