„File under: Metal/Death Metal/Progressive Metal“. Infozettel sind voll verschrobenen Humors. Denn wenn man das Album des Schweden Lars BERGMAN irgendwo NICHT einordnen würde, dann unter den oben genannten Begriffen. Selbst wenn man Progressive Metal als kleinsten gemeinsamen Nenner nehmen würde, bestünde der Zusammenhang nur aus dem gelegentlichen Zusammenspiel von satten Keyboards und harschen Gitarren.
Viel eher besteht „Maximum Delirum Overdrive“ aus einer Art „Singer/Songwriter-Techno“, bzw. Lagerfeuerromantik trifft auf EBM. Es finden sich Elemente aus Country („Conquistador“) und Folk („Black Christmas“, die ironische Umkehr der Weißen Weihnacht Bing Crosbys) die sich mit einer kühlen Produktion und Maschinenklängen vereinigen. BERGMAN ist Multiinstrumentalist und Sänger, lässt sich aber auf einigen Stücken von Freunden unterstützen.
Die Stärke des Albums liegt in seiner Unvollkommenheit, die gleichzeitig auch die größte Schwäche ist. BERGMANs Stimme ist brüchig, immer kurz vom Kippen in die Schieflage oder in Angst und Panik zu verfallen. Die Gitarren sind wohl echt, könnten aber ebenso gut dem Computer entstammen. Was leider für die Drums komplett gilt. Sound und Programmierung der Rhythmusspuren sind etwas für Hartgesottene, so aufdringlich und polterig trommeln sie auf die Hörerschaft ein.
Doch immer wieder gelingen BERGMAN bewegende, starke Melodien ("The Sea"), die den Songs eine fiebrige, verzweifelte und geisterhaft-packende Atmosphäre verleihen. Erinnert in den besten Momenten an die frühen Werke von MARTIN HALL, den Sparks – ohne die gesangliche Briilanz und ULTRAVOX!, bevor John FOXX die Band verließ. Ebenso an den schlichten, einnehmenden Charme des LAID BACKschen „Bakermans“ („In My Garden“).
FAZIT: BERGMAN präsentiert mit „Maximum Stellar Overdrive“ eine höchst eigenwillige Mixtur aus Sentiment und Maschinenpark. Obwohl das Album mit seinen Schwächen geradezu hausieren geht (der schwachbrüstige Gesang, die flache Produktion) oder fürchterlich daneben liegt (die gruseligen Dosendrums) macht das Album auf seltsam-verschrobene Weise Spaß, wenn es nicht gerade nervt, und hat mit dem schrulligen Slow-Techno-Western „Conquistador“, dem ulkigen „Black Christmas“, dem hypnotisch-psychedelischen „The Sea“, dem Metal-Gospel „Once Upon A Time In Jerusalem“, und der elegischen Legoland-„ Symphony De La Q“ einige (ausbaufähige) Höhepunkte an Bord. Progressive-/Death-Metal ist das allerdings höchstens auf Endor („Overdrive“!).
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2014
Bertil Tornefjell, Peter Andersson, Alf Välivaara
Lars Bergman
Bertil Tornefjell, Ingemar Uusitalo
Lars Bergman
Lars Bergman, Kristeer Niva, Mikael Johansson
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24.01.2014