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Beth Hart And Joe Bonamassa: Live In Amsterdam

Stil: Blues / Big Band / Classic Rock

Cover: Beth Hart And Joe Bonamassa: Live In Amsterdam

Als Cover-Combo im großen Stil durch die Lande zu ziehen muss ertragreich sein, denn was das einstige Blues-Wunderkind und die ehemalige Hippie-Powerfrau im Rahmen ihrer gemeinsamen Tourneen beziehungsweise Alben an eigenem Repertoire feilbieten, ist praktisch nichts. Für diesen Rundumschlag haben die beiden Sternchen die letzten beiden Auftritte ihrer 2013er Europatour in den Niederlanden mitgeschnitten, die wie auch andernorts ein voller Erfolg beim Publikum gewesen sind.

Bonmassa tritt vor Hart zurück und geriert sich gemeinsam mit seinem Mitmusikern zur Backing-Band, wiewohl natürlich auf höchstem Niveau und stilistisch offener als im Alleingang. Die Gruppe schlingert zwischen Blues, Boogie und Big Band, was der klassischen Stax-Nummer "See Saw" vom gleichnamigen Album ebenso gut steht wie dem durch Louis Armstrong bekannt gewordenen "Them There Eyes" und Buddy Miles' "Miss Lady", hier übrigens ausgesprochen saftig interpretiert. Bill Withers' "For My Friends" und "Nutbush City Limits" (Hart trifft Tina Turner fast auf den Kopf) passen dazu als Classic-Rock-Ergänzungen sehr gut, während Al Greens funky "Rhymes" rhythmische Akzente setzt.

Auf der anderen Seite stehen der Swing-Standard "Sinner's Prayer" in angebluester Fassung, Randy Weeks' "Can't Let Go", als Uptempo-Slider und nette Ergänzung zur Version von Lucinda Williams, gegen die es im subjektiven Vergleich jedoch abfällt. Freddie Kings "Someday After Awhile" und "Close To My Fire" vom deutschen Electro-Produzenten Peter Hoppe (SLACKWAX) fügen sich als Mainstream-Ergüsse trefflich ein, von Al Coopers Schmachtfetzen "I Love You More Than You'll Ever Know" ganz zu schweigen.

Harts Vorliebe für Melody Gardot tragen "Your Heart Is As Black As Night" und "If I Tell You I Love You" mit Schifferklavier Rechnung - zwei unverhoffte Höhepunkte des Sets - und "I'd Rather Go Blind" ist neben dem eigenen "Baddest Blues" bereits in ihrem Soloprogramm eine sichere Bank gewesen, hätte aber hier nicht auf zehn Minuten ausgewalzt werden müssen. Wenn man sich an Tom Waits ("Chocolate Jesus") oder Etta James wagt ("Something's Got A Hold On Me"), kann man eigentlich nur verlieren, und das tut auch die geläuterte Chanteuse, indem sie vor allem im letztgenannten Stück plump auf ihrem Vibrato herumreitet. Das in Zeitlupe gespielte "Strange Fruit" (bekannt durch Billie Holiday) steht ihr wesentlich besser, und vielleicht hätte Bonamassa doch häufig mitsingen sollen, denn "Well, Well" von DELANEY & BONNIE im Duett zeigt Schmiss, den man zu häufig vermisst bei dieser zu freundlichen Dienstleistung. Wieder mehr eigene Initiative ist dringend erwünscht.

FAZIT: Joe Bonamassa und Beth Hart bieten live im Verbund beinahe eine Varieté-Show mit zwar teils ungewöhnlicher Song-Auswahl, doch der aalglatte Eindruck, den die CD-Nachlese hinterlässt - wie immer sei im Zweifelsfall ausdrücklich die Video-Version vorzuziehen - macht auf eine Zukunft in eigener Sache statt fremden Federn hoffen.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2014

Tracklist

  1. Amsterdam, Amsterdam!
  2. Them There Eyes
  3. Sinner's Prayer
  4. Can't Let Go
  5. For My Friends
  6. Close To My Fire
  7. Rhymes
  8. Something's Got A Hold On Me
  9. Your Heart Is As Black As Night
  10. Chocolate Jesus
  11. Baddest Blues
  12. Someday After Awhile (You'll Be Sorry)
  13. Well, Well
  14. If I Tell You I Love You
  15. See Saw
  16. Strange Fruit
  17. Miss Lady
  18. I Love You More Than You'll Ever Know
  19. Nutbush City Limits
  20. I'd Rather Go Blind
  21. Antwerp Jam

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Mascot / Rough Trade

  • Spieldauer

    55:30 + 52:30

  • Erscheinungsdatum

    21.03.2014

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