Setzen BIRTH OF JOY jetzt zum großen Run an? Nach zwei Alben wird Europa endlich flächendeckend mit dem schweren Retro-Sound der Niederländer bedacht, aber "Prisoner" ist nicht der erwartete Reißer, sondern ein weiterer Schritt vorwärts für das junge Trio, das seinen Sound in die Breite auslegt und dabei nicht immer den Massengeschmack treffen will.
Die langsameren Nummern "The Sound" und "Keep Your Eyes Shut" wirken auf den ersten Hör fast schlapp (der nahezu entbehrliche "Longtime Boogie" ist es tatsächlich), gefallen aber dann wegen ihrer wirklich tollen Melodien, die sowieso das A und O von BIRTH OF JOY ausmachen. Schließlich waren sie auch zuvor keine Bauchredner, die sich nur mit der Ausdrucksweise anderer schmückten, sondern um Eigenständigkeit bemüht.
Dies beweisen vor allem das raumgreifende Instrumental "Three Day Road" und das epische "Holding On", da vielleicht einen Tick zu lang ausgefallen ist, doch dafür stimmt ansonsten weitgehend alles. Die forschen Hits "Rock & Roll Show", "Clean Cut" und "How It Goes" stellen mit flirrender Orgel die Höhepunkte von "Prisoner" dar, ohne dass der Rest großartig abfallen würde. Vor allem der düstere Stampfer "Grow" ist ein Glanzlicht aus der zweiten Reihe von Songs, die ihren Machern kommerziell auf die Sprünge helfen werden, ohne dass man von Kompromissen reden müsste.
FAZIT: BIRTH OF JOY bleiben weiterhin Liebhaber-Stoff, weil sie nicht stringent auf Gassenhauer setzen. Dafür ist auch "Prisoner" eine durchweg empfehlenswerte Reise voller Facetten in die Sixties und Seventies, die man gerne auch wiederholt begeht - anders als das Vintage-Fallobst, das momentan von sterbenden Trend-Baum fällt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.03.2014
Gertjan Gutman
Kevin Stunnenberg
Kevin Stunnenberg
Gertjan Gutman
Bob Hogenelst
Long Branch / SPV
49:52
07.03.2014