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Cakewalk: Transfixed

Stil: Elektronischer Jazzrock / Ambient / Postrock

Cover: Cakewalk: Transfixed

Man ist darauf konditioniert, assoziativ „Black Metal“ zu schreien, wenn man nach der norwegischen Musikszene gefragt wird – und unterschlägt damit eine pulsierende Musiklandschaft, die vom flächendeckenden Pop bis zur intimen Heimatfolklore wahrlich mehr zu bieten hat. Ein nicht unbeträchtlicher Splitter dieses Panoptikums ist eine zwanglose Jazz- und Avantgardeszene, die sich unmöglich in eine Form pressen lässt. Innerhalb dieses Subuniversums hat Hubro vor zwei Jahren das Trio CAKEWALK aus dem Hut gezaubert und damit eine neue Faszination für Klänge aus flüchtigen Elektronika, geheimnisvoll pluckernden Liquiden und dem Hall von Hohlkörpern entfacht. „Wired“ trieb sich selbst in eine Parallelwelt aus Bergen, Regen und kühler Aura und stillte so eskapistische Bedürfnisse bei jenen Zuhörern, deren Alltag von grellen und erzwungen fröhlich wirkenden Signalen bedrängt wird.

CAKEWALK sind zurück, haben lediglich eine Zustandsbeschreibung („Wired“) gegen die andere („Transfixed“) getauscht, sogar ohne den Sinn allzu stark zu beugen, und zeigen sich mehr denn je beeinflusst vom modernen norwegischen Jazzrock. Die Zusammenarbeit mit Espen Sommer Eide (ALOG) hat die ohnehin vorhandene Tendenz gefestigt. Es sind immer noch kalte, urbane und dennoch menschenleer erscheinende Konstrukte, die ihren hypnotischen Zauber ausspielen dürfen. Ähnlich wie etwa EIVIND AARSET begreifen die Musiker aus Bergen Riffs und Samples als beliebig manipulierbare Soundeinheiten, die erst durch ihre Zusammensetzung Vollständigkeit erlangen. An Aarset erinnert auch der Umstand, dass „Transfixed“ im Gegensatz zum ambient- und elektroniklastigeren Vorgänger von der Gitarre dominiert wird, deren blecherner, von Delay verzerrter Sound durchgängig eine breitflächige Postrock-Atmosphäre erzeugt.

Spätestens auf „Bells“ wird aber klar, dass volle, wabernde Klangfiguren immer noch Teil des Klangbilds sind. Über cremige 80er-Synthesizer und das immer noch spektakuläre Jazzschlagzeug legt sich in aller Seelenruhe ein dissonantes Glockenspiel, das sich von der Hektik des Drummers Ivar Loe Bjørnstad nicht anstecken lässt, sondern sein ganz eigenes Tempo findet. Und so finden immer wieder abseitige Effekte ihren Weg auf das Album: Metall-auf-Metall-Geräusche wie aus einer verlassenen Gießerei, Frequenzwellen, die wie die Atmung beim Schlaf klingen, schallgespiegeltes Horror-Doomcore-Geschrei à la LOCRIAN bis hin zu manipulierten Rückkopplungseffekten, die nur noch entfernt an Gitarrenwerk erinnern.

Möglich, dass man ein bisschen daneben sein muss, um bei dieser grotesken Zusammenstellung abschalten zu können, aber trotz ihrer Düsternis beweist die Platte einen Arsch voll Zen. Voll, ohne überfüllt zu sein, pointiert, ohne die Lockerheit zu verlieren - Skar, Meidell und Bjørnstad agieren mit der Coolness eines klassischen Jazztrios und bewegen sich extrem sicher zwischen der Vertrautheit der (Postrock-) Repetition und dem plötzlichen Moment der Überraschung, wenn sich ein neuer Effekt einschleicht.

FAZIT: Vom Regen in die Traufe. Sah man sich beim Debüt noch „wired“, wird man jetzt von der hohen Kunst des elektronischen Gitarrenjazz „transfixed“. Das Resultat ist das gleiche, nur noch eine ganze Spur intensiver – man möchte gar nicht mehr aus dieser ungemein wirkungsvollen Hypnose befreit werden. Am liebsten wäre man für immer da…

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2014

Tracklist

  1. Ghosts
  2. Bells
  3. Transfixed
  4. Swarm
  5. Dive
  6. Dunes

Besetzung

  • Bass

    Stephan Meidell

  • Gitarre

    Stephan Meidell

  • Schlagzeug

    Ivar Loe Bjørnstad

  • Sonstiges

    Øystein Skar (Synthesizer), Espen Sommer EIde (Modular Synthesizer), Stephan Meidell (Tape Machine)

Sonstiges

  • Label

    Hubro

  • Spieldauer

    39:36

  • Erscheinungsdatum

    17.01.2014

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