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Caliban: Ghost Empire

Stil: Metalcore

Cover: Caliban: Ghost Empire

Die führenden Ruhrpott-Metalcore'ler CALIBAN melden sich mit ihrem zehnten Album und in gewohnter Stärke zurück. "Ghost Empire" heißt das Teil und wird von einem apokalyptischen Cover geziert, das nicht nur den Albumtitel eindrücklich umsetzt, sondern in gewisser Weise auch aufzeigt, was einen musikalisch erwartet. Die Formulierung ist abgedroschen, aber tatsächlich hinterlassen CALIBAN mit den zwölf Songs (13 bei der Limited Edition) jede Menge verbrannter Erde. Oder deutlicher: der Härtegrad von "Ghost Empire" ist absolut zerstörerisch.

Das liegt in erster Linie an zwei Dingen. Zum einen wäre da der unglaublich fette und wirklich kein bisschen übersteuerte Sound zu nennen. Ganz genau so muss eine Metalcore-Platte klingen. Besonders hervorzuheben ist dabei der brachiale Gitarrensound, der sich dezent an PANTERA orientiert und der die Riffs eindrucksvoll in Szene setzt. Verwaschen klingt auch in den Gitarren überhaupt nichts. Der zweite Faktor ist die teilweise Rückbesinnung auf die Hardcore-Wurzeln des Metalcore. Wo die Kollegen von HEAVEN SHALL BURN immer weiter in Richtung melodischem Death Metal tendieren, haben sich CALIBAN davon wieder ein Stück weit zurückgezogen und prügeln sich mit wuchtigen Grooves und Stakkato-Sperrfeuer aus den Gitarren durch ihre Songs. Es reichte CALIBAN aber nicht, den Härtegrad mit "Ghost Empire" anzuziehen, denn gleichzeitig hat man noch ein bisschen mehr Wert auf melodische Refrains und Klargesangspassagen gelegt, die aber selten bis gar nicht poppig erklingen. Gelegentlich fühlt man sich dabei an aktuelle IN FLAMES erinnert.

Die elektronischen Effekte, die den Opener "King" einleiten, werden alsbald vom gebrüllten "Bow down!" zermalmt, der Song ist ein Brecher, der mit seinem hochmelodischen Refrain die Marschrichtung vorgibt. Grooviger geht es in "Chaos - Creation" zu, die leicht sperrigen Strophen münden über eine harsche Bridge in einem wiederum eingängigen Refrain. Gleichermaßen atmosphärisch wie brachial entwickelt sich "Wolves And Rats" schnell zu einem Höhepunkt, auch weil hier eine leicht melancholische Färbung in den Melodien zu erkennen ist. Das wiederholt sich in "I Am Ghost", "Good Man" und dem etwas ruhiger gehaltenen "I Am Rebellion" und dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass es in den Texten unter anderem um menschliche Abgründe, Leere und Versagen geht. CALIBAN gelingt es also, Musik und Texte stimmig zusammenzuführen.

Im deutschsprachigen "nebeL" mag man das ein bisschen zu plakativ finden - muss man aber nicht. Unterstützung bekommen CALIBAN hier von CALLEJON-Sänger BastiBasti, der mit seiner markanten Stimme den Refrain veredelt. Da darf man gespannt sein, wer diese Parts live übernimmt. A propos - wenn ein Song mit einem Sample eines "Hey hey hey" brüllenden Publikums beginnt, dann ist klar, dass dieses Stück auch in Zukunft bei CALIBAN-Konzerten ein Dauerbrenner sein wird. Die Rede ist von "yOUR Song", einem Dankeschön an die Fans mit echten Hitqualitäten.

FAZIT: "Ghost Empire" ist insoweit eine kleine Überraschung, als dass es nicht nur ein gutes, sondern über weite Strecken ein echtes Knalleralbum geworden ist. Härter als erwartet, gleichzeitig stimmungsvoller als erwartet und deshalb auch einfach nur besser als erwartet.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.02.2014

Tracklist

  1. King
  2. Chaos - Creation
  3. Wolves And Rats
  4. nebeL
  5. I Am Ghost
  6. Devil's Night
  7. yOUR Song
  8. Cries And Whispers
  9. Good Man
  10. I Am Rebellion
  11. Who We Are
  12. My Vertigo

Besetzung

  • Bass

    Marco Schaller

  • Gesang

    Andreas Dörner, Denis Schmidt

  • Gitarre

    Marc Görtz, Denis Schmidt

  • Schlagzeug

    Patrick Grün

Sonstiges

  • Label

    Century Media/EMI

  • Spieldauer

    48:04

  • Erscheinungsdatum

    24.01.2014

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