Eine erste oberflächliche Recherche führt zur Erkenntnis, dass dem amerikanischen Trio von CHEVELLE immer wieder eine gewisse Nähe zu den übermächtigen Landsmännern von TOOL nachgesagt wird. Und siehe da, der erste Höreindruck der Single "Take Out The Gunman" weist immerhin erkennbare Parallelen zu PUSCIFER, einer der vielen Nebentätigkeiten von TOOLs Maynard Keenan, auf. Grund genug, um "La Gárgola", immerhin bereits Album Nummer sieben (!) der Alternative Rocker, genauer unter die Lupe zu nehmen.
Bereits mit dem eröffnenden "Ouija Board" gilt es jedoch, die Erwartungen zu relativieren. Was hier geboten wird ist astreiner Alternative Rock, ohne große Schnörkel oder gar polyrhythmische Akrobatik. Weitestgehend präsentiert man knackige Riffs, dazu eher unspektakuläres wenngleich songdienliches Schlagzeugspiel und charismatische Vocals. Überraschend ist zudem das eher zurückhaltende Spiel von Bassist Dean Bernardini, der den ihm schon allein aus Besetzungsgründen eines Trios gebotenen Freiraum hin und wieder mehr ausnutzen und so Akzente setzen könnte. So kommt es, dass gut die Hälfte der Songs von "La Gárgola" einen austauschbaren Eindruck hinterlässt. Spannend wird es, wenn in "One Ocean" oder auch dem finalen "Twinge" allerlei Modulationseffekte ausgepackt werden und man sich tatsächlich anschickt, so etwas wie Atmosphäre zu kreieren. Warum sich diese Stilmittel lediglich in diesen Tracks finden und man nicht versucht hat, dem ein oder anderen zu geradlinigen Song damit etwas Würze zu verleihen, bleibt wohl das Geheimnis der Jungs aus Chicago.
Doch eines muss man "La Gárgola" dann doch zugestehen: hier verbirgt sich durchaus mehr Tiefgang, als der erste Eindruck vermuten lässt. Mal nur in Nuancen, mal gravierender wird mit diversen Sounds experimentiert, die den einzelnen Songs trotz unüberhörbarer Parallelen einen jeweils eigenen Anstrich oder gar Charme verleihen. So zu hören bspw. in dem herrlich räudig klingenden "Choking Game". "An Island" erinnert instrumental gar, insbesondere zu Beginn, an LIMP BIZKIT. Die angepriesenen Industrial-Einflüsse sind hingegen wohl rein atmosphärischer Natur und beschränken sich auf gelegentlich integrierte Soundeffekte.
FAZIT: Ohne den breiten Backkatalog zu kennen, klingen CHEVELLE auch auf dem siebten Longplayer keineswegs verbraucht. Befreit man sich von der zunächst geschürten Erwartungshaltung, erhält man ein kurzweiliges Stück Alternative Rock, das durchaus mehr zu bieten hat, als der erste Eindruck zu vermitteln vermag. Solide.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.06.2014
Dean Bernardini
Pete Loeffler
Pete Loeffler
Sam Loeffler
Epic
47:54
30.05.2014