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Chickencage Experience: KamaSutra BlackBelt

Stil: Erotischer Space Rock

Cover: Chickencage Experience: KamaSutra BlackBelt

Hoffentlich kennt hier jeder das Kamasutra! Dieses Buch der sexuell-verspielten Liebesstellungen und puren Erotik, sehr bildlich gestaltet und vor etwa 1.700 Jahren erschienen. Ja, damals schrieb und malte man über den Sex, ohne gleich darüber nachdenken zu müssen, welche Schamgrenze man gerade mal wieder verletzte, nur weil man sich offen mit dem auseinandersetzte, was gute Katholiken nur im heimischen Stübchen bei verdunkeltem Schlafzimmer unter ihrer Bettdecke trieben, während nur der gute Jesus von der Wand aus zuschauen durfte und mal gerade für dieses sündhafte Verhalten wieder an seinem Kreuz leiden musste, während die beiden Haupakteure unter ihrer Decke ordentlich drauflosnagelten. Heute aber wird glücklicherweise sogar darüber musiziert und gesungen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Zumindest CHICKENCAGE EXPERIENCE machen dies auf ihrem neusten Album „KamaSutra BlackBelt“ - und sie machen es verdammt gut, auch wenn die Klangqualität der Eigenproduktion noch nicht ganz perfekt rüberkommt. Nur vielen wird diese außergewöhnliche CD bestimmt nicht so gefallen, genausowenig wie dieser „schmuddelige“ Sex heutzutage, weil auch die Musik auf „KamaSutra BlackBelt“ nach etwas Besonderem klingt und nicht so leicht zugänglich ist. Kein Mainstream eben, sondern die geglückte Kombination aus den ruhigen, verträumteren Passagen der frühen GONG und KING CRIMSON, gepaart mit Elementen des Jazz sowie Post- & Space-Rocks. Trotzdem natürlich widerfährt dieser auch krautrockigen Musik eine beständige Steigerung! Und was bei gutem Sex eben der Orgasmus ist, wird bei der guten Musik auf „KamaSutra BlackBelt“ eben der Ohrgasmus – die Explosion zwischen Hammer und Amboss statt der zwischen Vagina und Penis.

Dank CHICKENCAGE EXPERIENCE entstehen tatsächlich solche Bilder beim Hören dieses Albums, das zugleich auch die Worte veranschaulicht, die man auf ihrem amüsanten Promo-Kärtchen finden kann: „We throw the yolk over the castle-moat of mainstream against the temple walls of Pop music!“ (Wir feuern das Eigelb über den Burggraben an die Mauern des Pop-Musik-Tempels!) Oder kürzer ausgedrückt versteht der Hörer schon nach wenigen Minuten die Musik als das, was auf dem lustig gestalteten, wenn man genauer hinsieht tatsächlich auch tiefgründigem Cover (samt „Nursery Dropouts“) so schön als „Psychedelic Pop Tunes From The Vault“ bezeichnet wird, wobei auch die Stimme von MICHAELA FLAME eine seltsame Strahlkraft besitzt, da sie mitunter Parallelen zu NICO aufweist.

Wer hier also Pop erwartet, ist falsch gewickelt, obwohl es auf „KamaSutra BlackBelt“ jede Menge schöne Melodien zu entdecken gibt, die wiederum von psychedelischen Verrücktheiten ad absurdum geführt werden. Das ist keine Musik zum Tanzen, sondern Musik, die einen umtanzt, verwirrt und bezaubert. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären, dem Sex und dessen Wirkung.

FAZIT: „KamaSutra BlackBelt“ von dem deutsch-österreichischen Krautrock-Psychedelic-Geheim-Tipp CHICKENCAGE EXPERIENCE ist die musikalische Entsprechung von gutem Sex. Kein Mainstream-Quickie oder minutiös geplante Beischlaf-Zeremonie, sondern das große erste Mal, nach dem man nie wieder davon lassen kann. Herzlichen Glückwunsch zu diesem „ear“otischen Höhepunkt!

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2014

Tracklist

  1. Mayday Sister Mayday
  2. Top Secret
  3. Werküken
  4. Shaken Not Stirred
  5. Thousand Miles
  6. Still Flaky But Free
  7. Spacecop Goodbad
  8. Hope-Song
  9. An Ocean Full Of Gold
  10. Whitewash

Besetzung

  • Bass

    Onkel

  • Gesang

    H.M. Fishli, Michaela Flame

  • Gitarre

    Wum, Onkel

  • Keys

    Onkel

  • Schlagzeug

    Emir Of Quaver

Sonstiges

  • Label

    Nasoni Records / Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    47:19

  • Erscheinungsdatum

    01.03.2014

© Musikreviews.de