Bill Gillham und Anisha Norflet sind die Strippenzieher hinter CIRRUS BAY und reichen, auch wenn sie nicht erst seit gestern im Rennen sind, mit ihrem neuen Album ein Werk voller kleiner Makel ein, die den Gesamteindruck schmälern.
"The Search For Joy" ist rhyhmisch abgesehen von ausschweifenden Instrumentalparts dem Gesang zuliebe relativ einfach gehalten, aber dort liegt der Hase im Pfeffer, weil Norflets naive Stimme die Stücke nicht trägt - beziehungsweise: Melodisch sind CIRRUS BAY nur unzureichend gut aufgestellt, wobei die heiteren BEATLES-Momente wie im kompakten Doppel aus "The August Zone" und "Cotton Skies" zu den am besten gelungenen Passagen des Albums zählen.
Solche gedrungenen Tracks würde man gerne häufiger hören, denn in der Rege verbrechen CIRRUS BAY recht lange Stücke, deutlich über fünf und zuletzt auch über zehn Minuten bei "Learning To Fly". Das textlose "A Door Into Yesterday" ist neben jenem Finale bezeichnenderweise ein Highlight von "The Search For Joy", was die Qualitäten der Mikrofonbesetzung aber nicht in Abrede stellen soll. Die bemühten Gesangsmelodien passen zwar zu den oftmals exzentrischen Arrangements (das mal harte, mal zarte "Waking Wild"), lassen die Scheibe allerdings in ihrer Gesamtheit leicht verkrampft anmuten, was nicht zur angestrebten Lockerheit passen möchte, die diesem Stil per se innewohnt.
Am besten beherrschen CIRRUS BAY eine WHITE WILLOW ("Me and Wokara") nicht unähnliche Eleganz, allerdings ohne skandinavische Note, und fließende Leads der Kategorie PINK FLOYD light. Der gemischtgeschlechtliche Gesang kommt häufig besser als die Alleingänge der Frontfrau, aber wie dem auch sei: Auf "The Search For Joy" muss man sich beim Hören tatsächlich begeben, denn möchte man mit der Scheibe warm werden, muss man sich ihre sperrige Anmutung zunächst schönhören.
FAZIT: Im Bereich des epischen Songwriter-, vielleicht auch Folk-Prog (die Geige, etwa in "Out of the Box" weckt solche Assoziationen) gibt es eine Menge Mitbewerber, denen gegenüber CIRRUS BAY den Kürzeren ziehen, weil sie den Besenstiel nicht aus dem eigenen Hintern ziehen können. "The Search For Joy" ist ein nettes Album, krankt aber an der Betriebsblindheit seiner Macher. Mehr frischer Wind von außen mag da Wunder wirken.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2014
Mark Blasco
Anisha Norflet, Amy Darby, Sharra Acle, Bill Gillham, Mark Blasco
Bill Gillham, Phil Mercy
Bill Gillham
Mark Blasco
Eigenvertrieb / Just For Kicks
63:17
06.06.2014