Hochtrabend wie immer zeigt sich "Renaissance Man" Copernicus auf dieser Neueinspielung von "Immediate Eternity" (2001) - einem Album, das man im Zusammenhang mit seinem gleichnamigen Buch als Schlüsselwerk des Künstlers ansehen kann, weshalb die unterschiedlichen Versionen in jeweils anderer Sprache sinnvoll anmuten. Vor diesem Hintergrund lässt sich dieser Song-Reigen quasi als vertonter Humanismus bezeichnen.
Stilistisch bekommt man das von Copernicus Erwartete geboten, und das ist bei diesem Weltenbummler eine ganze Menge: Der Opener "Beautiful Humanity" schwingt sich vom schrägen Chanson zum lautstarken Fanal auf, in "Balloon Dreams" mimt der Bandkopf einen Jazz-Crooner auf einem schlechten Trip, und konzertanten Prog Rock bringt das Gänsehaut erzeugende "Absolute Truth Is Possible" zu Gehör. Das in inhaltlicher Hinsicht als Kernstück der Scheibe anzusehende "Dust" bietet wiederum relativ handelsüblichen Fusion-Stoff mit hibbeligem Bass, wobei in diesem wie in allen anderen Fällen der "Gesang" für ein einzigartiges Hörerlebnis sorgt.
Copernicus deckt schießlich eine beachtliche Spannweite mit Gesangsstimme zu vermittelnder Emotionen aus und legitimiert das geräuschvolle "Feel The Nonexistence" sogar einzig und allein durch sein Organ, ehe er sich während "The Carrot" ("The Stick" ist logischerweise das krass harsche Gegenteil) und in "There is No Difference" erstaunlich entspannt zeigt. So zu Herzen geht der Barde in seinem Schaffen allgemein nur selten (Wahnsinn, die Abfahrt im Finale "Viva The New!"), denn Avantgarde ist und bleibt auch "Immediate Eternity".
FAZIT: Copernicus - da weiß man, was man hat, nämlich das Ungewisse. "Immediate Eternity" ist Existenzialismus in Musik und Text gegossen, halb genießbare Tonkunst und halb Manifest an die gleichwohl ambivalente Schönheit des Menschen. Nicht für jedermann, aber auch nicht elitär, wenn man sich nicht kategorisch gegen Hirnarbeit im Zusammenhang mit "Rock" sträubt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.10.2014
Freddy Auz
Copernicus
César Aragundi
Newtón Velasquez, Copernicus
Juan Carlos Zúñiga Lopez
Matty Fillou (Saxofon)
Moonjune
69:31
31.10.2014