Der verkrüppelte schwarze Phoenix spielt wieder ‚how to confuse a cat; beginnt „White Light Generator“ doch mit Low-Fi-Country-Pop aus der Feder Ricky Nelsons. Sollte wirklich der Fall sein, dass „Sweeter Than You“ dem ersten Country-Album der Band aus Bristol den Weg weist?
Nein, der Song bleibt ein kleines Experiment wie weiland „Burning Bridges“ zum „I Vigilante“-Finale. Bezeichnend jedoch, dass man CRIPPLED BLACK PHOENIX durchaus zutrauen würde, auch in Country-Sphären heimisch zu werden.
Doch dann kommt „No! Part 1“: Hämmernder Rock, hypnotische Rhythmen und Melodieteile, die sich gerne – nur um Nuancen verändert – wiederholen, begleitet von nahezu manischem, drängendem Gesang, seufzenden Chören und einer pinken Woge aus Schwermut und sehnsuchtsvollem Verlangen. Eine Mischung, der man sich kaum entziehen kann, und die CBP auf immer wieder faszinierende Weise perfektioniert haben.
Justin Greaves hat sein Kollektiv im Griff. Da taucht ein Sänger auf, verschwindet wieder (Joe Volk) und wird von einem No-Name (gut, er heißt Daniel Änghede) ersetzt, der so singt als er hätte er von jeher zur Band gehört. Die Rückkehrerin Daisy Chapman gliedert sich am Piano und als Sängerin ebenfalls ein als wäre sie nie weg gewesen.
Das ist nicht mehr neu oder eine große Unbekannte, als kongeniale Weiterführung des „(Mankind) The Crafty Ape“- und „No Sadness Or Farewell“-Duos überzeugt das Werk aber vom wuchtigen Anfang (nach dem schnuckeligen Prolog) bis zum elegischen Ende. Kompakter und straffer als die Vorgänger, bleiben die gewählten Stilmittel ähnlich: Mächtige Soundwälle treffen auf filigrane, traumverlorene Skizzen, es poltert, rumpelt und hebt ab wie eine Rakete, die über eine Mauer geschossen wird. Zwischendurch ist Zeit für Stille, nachdenkliche Gedanken („-„) und einen ergreifenden Stehblues („Wake me up when it's time to sleep“). Das Zelebrieren von Art Rock zwischen Kuschelsex und Fegefeuer. CRIPPLED BLACK PHOENIX kriegen es hin, egal ob alleine oder mit Unterstützung geheimnisvoller (bulgarischer)Stimmen.
Wenn „White Light Generator“ nach Ermordung, Erinnerung und einem freundlicheren Morgen orgiastisch endet, fühlt sich das tatsächlich nach Befriedigung an.
FAZIT: Wer CBP vor „White Light Generator“ nicht mochte, wird sie danach auch nicht mögen. Alle anderen: Kaufen und hemmungslos dem überbordenden Post-Floyd-Grand-Guignol-Klang-Theater mit mindestens sechzehn Pferdestärken frönen. Schwelgen, schwitzen, schwärmen. Wahl- (oder vorzugs)weise in der Vinyl-Edition. Denn nur dort ist die Einteilung in „Black Side“ und „White Side“ tatsächlich (visuell) nachvollziehbar.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.04.2014
Christian Heilmann, Justin Greaves
Daniel Änghede, Daisy Chapman, Belinda Kordic, Mark Furnevall
Justin Greaves, Karl Demata
Mark Furnevall, Justin Greaves, Daisy Chapman
Ben Wilsker
Justin Greaves, Christian Heilmann, Chrissie Caulfield, Martin Horsfall, Ewan Davies
Cool Green / Mascot / Rough Trade
70:55
14.03.2014