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Cynthia Nickschas: Kopfregal

Stil: Als würde Janis Joplin in ihren Kindertagen deutsche Lieder singen

Cover: Cynthia Nickschas: Kopfregal

Heutzutage gehört es irgendwie wohl zum guten Ton der deutschen jungen Liedermacher-Szene, mindestens einmal mit dem alten, ehemals begnadeten Liedermacher-Sack und leider auch manchmal Lügenbold KONSTANTIN WECKER auf der Bühne gestanden zu haben. Wecker büßte nach seinem Buch „Uferlos“, das sich am Ende als scheinheilige Moralapostelei erwies, an die er sich selber nicht zu halten vermochte (Drogenproblem!), uferlos einen Großteil seiner älteren Fan-Klientel ein. Auch seine schrecklich übertriebene, extrem linke Einstellung war irgendwann unerträglich und konnte nur daher kommen, dass er nie selbst auf Dauer in einem Land samt Mauer eingesperrt war.
Was gibt‘s da Besseres, als sich ein neues, jüngeres Publikum mit Hilfe solcher Musiker wie PRINZ CHAOS II (Review unter diesen Seiten!) oder nunmehr auch CYNTHIA NICKSCHAS aufzubauen? Auf intellektuell getrimmte Jungsporne schmücken sich nun also mit einem Typen, der einstmals als ein Liedermacher-Gott und sogar Porno-Star durchging, aber nun bei vielen nur noch als „gestürzter Engel mit großem Schwengel“ durchgeht. Heutzutage also stellt er sich mit mittelmäßigen Sängern und Sängerinnen, die den Anspruch auf ein Wecker-Fußstapfen-Liedermacher-Dasein erheben, auf die Bühne und merkt wirklich nicht, dass neben ihm, dem ehemals Großen, nur gegenwärtiges Mittelmaß steht?
Wer weiß, was ihn noch umtreibt - aber die Musik von chaotischen Prinzen oder irgendwelchen Cynthias kann‘s nun wirklich nicht sein, womit wir bei „Kopfregal“ von CYNTHIA wären.

Cynthia versucht die deutsche Ausgabe einer JANIS JOPLIN zu sein und setzt sich dabei gehörig auf ihren Hosenboden - ganz ähnlich versuchte es übrigens auch ANGELIKA MANN noch zu DDR-Zeiten. Doch der gelang dieses Experiment deutlich besser. Also gibt‘s etwas Blues und etwas Rock im Angebot mit deutschen Texten, die den Anspruch auf Anspruch erheben, aber auch diesen nur im gediegenen Mittelmaß halten. Verse sind nämlich in Liedern dazu da, dass sie sich klangvoll reimen sollten - ein Grundsatz, den dieses „Kopfregal“ recht selten befolgt.
„Warum“ - eine Frage, die sich auch bei diesem Album stellt.
Warum klingt dieses Album so seltsam unprofessionell?
Warum ist der Sound darauf so dünn, wenn die Musikerin versucht, die gute Janis raushängen zu lassen?
Warum sind einige Reime manchmal so kindlich auf erwachsen getrimmt?
Warum gibt es einen Song wie „Alles schissig“, der am Ende zugleich das FAZIT vermittelt, er würde symptomatisch für „Kopfregal“ stehen?

„Wo ist das Niveau?“ - steht im Grunde als zentrale Frage im Raum auf CYNTHIAs „Kopfregal“!
Die Antwort lautet: „Ich weiß es nicht!“
Und selbst wenn DSDS mit besagtem Song hart kritisiert wird, hat das nicht automatisch zur Folge, dass derjenige, der diese Frage musikalisch stellt, musikalisch auch wirklich viel besser als die durch ihn auf‘s Korn genommenen Musik-Marionetten ist.

Allerdings vermag CYNTHIA auch auf einem Stück vollkommen zu überzeugen, was aber besonders durch ihre Virtuosität an der Gitarre herrührt.
Aber halt, was lese ich da?
Gerade auf dem Titel spielt sie gar nicht die Gitarre - sondern MANUEL RANDI. Und der macht seine Geschäft großartig!
Das Intro vermittelt pures Flamenco-Feeling und selbst der Text „Verdummt genug“ nimmt unsere deutsche gesellschaftliche und bildungspolitische Verblödungsmaschinerie auf‘s Korn.
Ein Album, das durchgängig mit solchen Songs aufwarten würde, wäre großartig.
Ein Album wie „Kopfregal“ aber, auf dem solcher Titel die Ausnahme ist, bleibt leider nur gänzlich überflüssige Musik-Ware mit der Botschaft: „Wir hatten eine gute musikalisch-textliche Absicht, aber die Absicht allein reicht eben nicht!“ Und dies war mein letztes FAZIT!

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2014

Tracklist

  1. Generation Blöd
  2. Positiv Denken
  3. Schissig (Kein Liebeslied)
  4. Warum
  5. Niveau
  6. Gold glänzt nicht
  7. Gedankensalat
  8. Tanz!
  9. Verdummt genug
  10. Dein Weg

Besetzung

  • Gesang

    Cynthia Nickschas

  • Gitarre

    Cynthia Nickschas, Manuel Randi

  • Sonstiges

    Auf der Promo-Pappe findet sich keinerlei Info zu beteiligten Musikern!

Sonstiges

  • Label

    Sturm & Klang / Alive

  • Spieldauer

    45:57

  • Erscheinungsdatum

    26.09.2014

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