Was die Brasilianer von D.A.M. selbst als Melodic Death Metal bezeichnen, ist dem Symphonic Power Metal näher: schwindelerregend schnelles, beeindruckend virtuoses und maßlos aufgeblasenes Gedudel aus Gitarre und Keyboard. Kennt man von RHAPSODY OF FIRE oder – um in Brasilien zu bleiben – ANGRA. Nicht jeder kann dieser Form von Selbstbefriedigung am Instrument ohne leichte Übelkeit beiwohnen und noch weniger Menschen ertragen den Disneyland-Kitsch, der herauskommt, wenn Metal-Bands "klassische Einflüsse" in ihre Musik einfließen lassen.
Auch bei D.A.M. weiß man nicht immer, ob man gerade Metal hört oder einen Alternativ-Soundtrack für "DuckTales". Es gelingt der Band allerdings, die Bauchschmerzen wegen Überzuckerung zu vermeiden. Das ist den Melodic-Death-Einflüssen zu verdanken, die sich zwar auf den Gesang beschränken, den Songs aber dennoch die raue Kante verleihen, die bei so vielen anderen Vertretern des Genres fehlt.
So bietet die neue EP "Phantasmagoria" sechsmal Highspeed zwischen ANGRA, WINTERSUN und CHILDREN OF BODOM, hier und da mit ganz dezenten Einflüssen von CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR. Man kann noch so genau hinhören, Fehler findet man keine, und vielleicht ist das der Grund, weshalb D.A.M. ein eigener Charakter fehlt. Sie eifern ihren Vorbildern nicht bloß nach, sondern reichen technisch mit spielerischer Leichtigkeit an sie heran – gleichzeitig gelingt es ihnen, nicht die geringste eigene Note in ihren Sound einzubringen.
FAZIT: In Symphonic-Metal-Kreisen kann diese junge Band, die letztes Jahr ihr Debüt veröffentlicht hat, viel erreichen. Um darüber hinaus Erfolg zu haben, sollten D.A.M. sich mehr trauen, als nur die ausgetretenen Pfade des Genres entlang zu eiern. Dass sie über das nötige Potential verfügen, beweisen sie mit dieser EP – die sie übrigens als Gratis-Download anbieten.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.06.2014
Caio Campos
Guilherme de Alvarenga
Edu Megale
Guilherme de Alvarenga
Eigenvertrieb
28:00
28.05.2014