Daniel Goyone ist eine französische Jazz-Legende und bewegt sich mit seinem neuen Album Kontrabass-frei zwischen dem angestammten Feld und klassischer Musik, wie sie in seiner Heimat Tradition hat, aber nicht nur das ...
"Thelonioso" lässt schließlich gleich zu Beginn naheliegenderweise Piano-Exzentriker Monks bewusst ungelenke Rhythmen anklingen, und klassischen Vokaljazz, der ebenfalls stark nach Amerika klingt, bietet das Ensemble mit "I Can See Myself Again" sowie dem heiteren "Upside Down Blues" mit Crooner David Linx, von der Darbietung eines der nicht totzukriegenden "Porgy & Bess"-Stücke von Ira Gershwin ganz zu schweigen. Bill Evans' "Very Early" weist den Weg hinüber zu europäischer Musik, wenn man so will, die mit Nguyên Lês charakteristischen Gitarren-Voicings während des Titelstücks endgültig international wird.
Das berührende "For Morton Feldman" nimmt eine Ausnahmeposition ein, ebenso die minimalistisch effektive Schlagzeugarbeit in "La Baleine Et la Ballerine" oder "Paris XVIIIè" mit seinem Marsch-artigen Duktus. Vor allem aber sind es knappe Klaviervignetten wie "Diatomée", "Zinzolin" oder das nicht nur wegen des Titels an Erik Satie gemahnende "Gymnossienne #2", die für den Künstler nicht typischer klingen könnten.
Wenn Goyone in der expressionistischen Interpretation von Herbie Hancocks Standard "Maiden Voyage" oder bei "Canopée" die hohen Register bemüht, ist es zudem erstaunlich, dass man den tiefen Puls einer Hundehütte nicht vermisst.
FAZIT: Ein eindringliches, leises und sehr "singbares" Album hat Daniel Goyone mit "Goyone Blues" eingespielt, dessen Titel sich eher auf die Stimmung als den Stil bezieht. Dabei klingt das Album mitnichten wie ein Alterswerk, sondern frisch und spannend, wie es kein Emporkömmling, der ruhigen Tönen zugetan ist, besser hinbekäme.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.05.2014
David Linx
Nguyên Lê
Daniel Goyone
Ibrahim Maalouf (Trompete), Thierry Boneaux (Percussion)
Hevhetia
52:57
16.05.2014