Nein, es ist nicht per se verwerflich, wenn eine Band versucht, Metal oder Rock mit Anleihen aus dem Pop mehrheitstauglich zu gestalten. Gerade im Bereich des Metalcore oder auch in der Variante, in der Melodic Death Metal mit Pop versetzt wird, können sich die Ergebnisse mitunter durchaus hören lassen - wenngleich für viele Metalheads Bands wie SONIC SYNDICATE oder AMARANTHE schon unerträglich sind.
Den Gipfel der akustischen Folter erreicht man jedoch mit den Schweden DEAD BY APRIL und ihrem neuen, dritten Album "Let The World Know". Denn das ist tatsächlich nichts anderes, als seichtester Mainstream-Boyband-Pop, der mit Gitarren und Gebrüll einen pseudoharten Anstrich bekommen soll - das Ergebnis ist grausam, wirklich. Allein schon bei den alle zehn Sekunden autogetunten Clearvocals überkommt einen akuter Brechreiz, die Gesangslinien sind von so penetrant klebriger Eingängigkeit, dass einem die Zuckerwatte aus den Ohren sprießt. Und die Tatsache, dass man aus diesen Gesangslinien auch lupenreine R'n'B-Stücke machen könnte, setzt dem Ganzen die Krone auf. Kaum weniger aufdringlich klimpern die Keyboards mit ihren 08/15-90er-Dance- und Dubstep-Sounds permanent im Hintergrund herum, während die Gitarren mit ihrem Belanglosgeriffe metallische Pseudo-Härte vortäuschen sollen. Dass das gelegentliche Dicke-Hose-Gebrülle im Grunde genommen völlig deplatziert ist, versteht sich von selbst.
Das wirklich Schlimme an diesem Album jedoch ist, dass es für diese Art von glattgebügelter "Rockmusik" offenbar einen Markt zu geben scheint - in der schwedischen Heimat landeten beide Vorgängeralben auf Platz 2 in den Albumcharts und es ist zu befürchten, dass auch "Let The World Know" ein kommerzieller Erfolg sein wird. Mit Metal indes hat dieses Album, Gebrülle und verzerrte Gitarren hin oder her, wirklich überhaupt nichts zu tun, im Grunde genommen ist es eine Frechheit, dass - wie im Wikipedia-Eintrag - überhaupt Begriffe wie Hardcore oder Metal im Zusammenhang mit DEAD BY APRIL genannt werden.
FAZIT: Liebe 13- bis 16-jährige DEAD BY APRIL-Fans, seid mir nicht böse, aber dieses Album ist so ziemlich das Widerlichste, was mir in meiner inzwischen langjährigen Tätigkeit als Reviewschreiber untergekommen ist. Manchmal könnte man die Erfinder des Göteborg-Sounds wirklich dafür hassen, dass sie damals den Grundstein für solche Abarten gelegt haben.
Punkte: 1/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2014
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