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Dead Heroes Club: Everything Is Connected

Stil: Verdammt lebendiger, heldenhafter Prog-Rock

Cover: Dead Heroes Club: Everything Is Connected

Bereits nachdem ich zum ersten Mal den Namen der progressiven irischen Musiker vernahm, warf sich bei mir die Frage auf, ob ihnen musikalisch wirklich das gelingen wird, was sie uns mit solcher Begrifflichkeit zu vermitteln versuchen: die „toten Helden“ unserer (Musik-)Vergangenheit wiederzubeleben. Da darf man im Vorfeld schon mal verdammt skeptisch sein. Doch im Falle von DEAD HEROES CLUB ist diese Skepsis nicht angebracht!

Die Iren präsentieren auf „Everything Is Connected“ eine hervorragende, außerordentlich gelungene Kombination aus Progressivem Rock der Extraklasse mit einigen neoprogressiven Einsprengseln und zeitkritischen Texten, die vielen Liedermachern zur Ehre gereichen würden. Egal, ob sie nun auf „The Hunger“ die Gegensätze zwischen unendlicher Gier und unerträglicher Kinderarmut aufzeigen („Oh for the child / Who sleeps by hunger's gate / There's food on the table / But only tears upon her plate.“) oder bei „Machine In The Garden“ die Zerstörung unserer Umwelt, die schon vor Jahrzehnten von vielen namhaften Autoren in utopisch anmutenden Romanen vorausgesagt wurde („Paul B. Sears, and Aldo Leopold / Samuel Butler: they sent out the call / But the money men ignored it all.“). Auch werden auf dem mit gut 10 Minuten Spielzeit längsten Song der CD die Verbindung zum Albumtitel hergestellt: „Everything is connected: / We cut the Earth / But it is us who bleed -“ und so einige Musik-Register gezogen, die von Gitarren-Solos der Marke PINK FLOYD über verfremdeten Gesang bis zu fast metallisch rockenden oder Italo-Prog-Momenten etwa alles aufgreifen, was echt guten Retro-Prog ausmacht.

Zugleich ist der Titel „Everything Is Connected“ konsequent durchdachtes Programm im DEAD HEROES CLUB, das eine enge Verbindung zwischen Musik + Text + Bookletgestaltung herstellt. Jeder Song erhält darum auch ein kleines Bild im Booklet, welches sich deutlich auf die Aussageabsicht der Lyrics bezieht, ob das nun ein auf einem Geldstapel stehender, arroganter Fatzke bei „The Hunger“ oder ein aus jeder Menge Schornsteinen qualmendes Werk bei „Machine In The Garden“ ist. Noch beeindruckender fällt dann ein intensiverer Blick in die Bildcollage des Booklet-Inneren auf, auf welcher man eine Freitreppe sieht, die bevölkert von ein paar Touristen ist, die diese Treppe hinabsteigen, während ihnen Nazis (Wohl auch Hitler, was nicht ganz genau zu erkennen ist.) aufwärts schreitend entgegenkommen. Und da ist sie wieder, die Botschaft, die das ganze Album miteinander verbindet: Wir brauchen keine Nazis mehr, um unsere Welt zu zerstören, das machen wir jetzt mit unserem egomanen Verhalten selber: „We create the enemy / In these wars of our own design“ (We Breathe Together). Die Uhren, welche über uns thronen – so wie auf der Cover-Vorderseite dargestellt – sind bald endgültig abgelaufen.

Wer nun aber vermutet, dass die musikalische Umsetzung dieses Konzepts vordergründig nur aus düster-depressiver Musik besteht, die einen erschauern lässt, der irrt sich gehörig. Vielfalt ist oberstes Gebot auf „Everything Is Connected“ - bombastisch Momente und akustische gehen Hand in Hand, elektronisch verstärkte Gitarren ergänzen akustische Gitarren, fette Keyboards treffen auf kristallklare Piano-Passagen. Man muss sich allerdings viel Zeit nehmen, um diese filigrane Kleinarbeit der Musiker auch intensiv herauszuhören. Es sind also nicht nur musikalische Ähnlichkeiten zu den GENESIS-Alben der GABRIEL-Ära zu erkennen, sondern auch kompositorisch-konzeptionelle. Eine weitere Stärke liegt im Gesang von LIAM CAMPBELL, der Ähnlichkeiten zu LARRY B. von TOXIC SMILE und bereits erwähntem, etwas gepresst klingendem PETER GABRIEL aufweist.

Wenn am Ende des Albums auf „Watching & Waiting Man“ die Zeilen: „All the walkways of my life: / I'm still waiting there, / Lost in time“, erklingen, dann brauchen wir nicht wirklich länger auf ein gutes 2014er Prog-Album zu warten, verloren in der Zeit. Nein, mit „Everything Is Connected“ hat der Club der toten Helden (und Dichter) genau die richtige Verbindung hergestellt.

FAZIT: In diesen DEAD HEROES CLUB sollte jeder eintreten, der sich auch heute noch nach anspruchsvollem Prog-Rock der 70er Jahre sehnt, als die wahren Helden noch GENESIS oder CARAVAN hießen. Lange bevor sie dann das Progressive mehr dem Massentauglichen opferten. Da stört auch das eine oder andere Neo-Element keinesfalls, sondern verleiht der Musik eher noch eine zusätzliche MARILLION-Schlagseite.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.01.2014

Tracklist

  1. The Hunger
  2. Truth
  3. Machine In The Farden
  4. We Breathe Together
  5. Exit The Queen
  6. Sale Of The Century
  7. Watching And Waiting Man

Besetzung

  • Bass

    Wilson Graham

  • Gesang

    Liam Campbell

  • Gitarre

    Gerry McGerigal

  • Keys

    Chris Norby

  • Schlagzeug

    Michael Gallagher

Sonstiges

  • Label

    White Knight / Just For Kicks

  • Spieldauer

    49:27

  • Erscheinungsdatum

    24.01.2014

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