Wer hätte gedacht, dass DEATH-Fans noch mal in den Genuss kommen würden, ihrer Liebe zur Band über das Tragen von Shirts hinaus Ausdruck verleihen zu können. Die ausgesprochen erfolgreiche "Death To All-Tribute"-Tour, die 2014 abermals für einige Festivals in Europa Halt machen wird, verkommt nicht zu einer bloßen Coverband, sondern mit verschiedensten Mitgliedern aus der gesamten, umfangreichen Bandhistorie zu einer intimen wie pietätvollen Veranstaltung, um Chuck Schuldiner würdig zu ehren. Genauso niveauvoll kümmert man sich dieser Tage um das Vermächtnis des leider viel zu früh verstorbenen Masterminds.
Nachdem seit 2012 kontinuierlich die progressiven Meilensteine des Bandkatalogs liebevoll und umfangreich via Relapse Records wiederöffentlicht wurden, durfte sich nun der Death Metal-Klassiker "Leprosy" der Luxusbehandlung unterziehen. Dazu gehört zunächst einmal die tontechnische Aufhübschung des Albums in Form eines Remasterings, das das Album aus dem Jahr 1988 geschmackssicher modernisiert. Genreklassiker wie "Pull The Plug" und "Born Dead" erstrahlen in neuem Glanz und könnten so empfindliche Ohren doch noch zum Einstieg in die alte Materie locken. Ob roher Old School-Death Metal à la "Leprosy" aber wirklich geremastered gehört, ist eine andere, nicht ganz zu unrecht gestellte Frage.
Aber auch Lo-Fi-Fanatiker kommen auf ihre Kosten. Auf der Bonus-Disc sind insgesamt 11 Demo- bzw. Rehearsalaufnahmen der Albumtitel, die hiermit zum ersten Mal veröffentlicht werden. 1987 aufgenommen, dürfen Fans der Magie des Proberaums nachfühlen, naturgemäß aber keinen Ohrenschmaus erwarten. Hightech-Verweigerer könnten sogar auf die Idee kommen die zweite CD als das echte Album zu feiern. Wer sich obendrein noch für die auf 2000 Kopien limitierte 3-CD-Version entscheidet, bekommt eine 70-minütige Sammlung von Live-Aufnahmen dazu, die bislang ebenfalls noch nicht käuflich zu erwerben waren. Die 15 Songs wurden in den Clubs "Backstreets" und "The Dirt Club" vermutlich zwischen 1988 und 1989 aufgenommen und sind aufgrund ihres Bootlegcharakters auch eher was für Puristen und Die-Hard-Fans.
Möglich ist auch der Erwerb der Vinyl-Version, die in verschiedenen limitierten und nicht-limitierten Ausgaben erhältlich ist. Je nach der speziellen Vorliebe und der Ausstattung des Geldbeutels muss man sich durch verschiedene Shops suchen, um die richtige Version zu finden und das legendäre, eklig-pinke Cover in voller Pracht studieren zu können. Begleitet wird die Veröffentlichung mit allerlei neuem Merchandise, meist in Form von T-Shirts und Pullovern. Wer sein Lieblingsteil ergattern will, sollte sich allerdings beeilen, denn einige Größen sind schon ausverkauft.
FAZIT: Wie die sechs vorangegangenen Wiederveröffentlichungen ist auch "Leprosy" aufwändig und mit viel Herzblut aufpoliert worden. Zu der remasterten Version des Death Metal-Klassikers kommt eine zweite CD mit Demo- & Rehearsalaufnahmen, in der 3-CD-Version sogar noch ein paar Live-Songs oben drauf, die aber nicht über (für manche kultige) Bootlegqualität hinaus. Wer seinen Death Metal schön unbearbeitet mag, der sollte bei fehlendem Interesse am Bonusmaterial lieber zu der ursprünglichen Version greifen. Alle, die "Leprosy" unverzeihlicherweise noch nicht kennen und/oder allergisch auf allzu organische Produktionen reagieren, könnten noch mal leicht verspätet zu einer der wichtigsten Bands des Genres finden.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2014
Chuck Schuldiner
Chuck Schuldiner
Chuck Schuldiner; Rick Rozz
Bill Andrews
Relapse Records
86:08 (3CD: 156:54)
25.04.2014